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der Pfalz denn deutlich die Unbilden an, die der Zahn der Zeit, Feuersbrunst und Kriegsnot ihr angethan haben. Neben den Türmen des Palastes und des Münsters überragt der Turm der neuen Leutkirche, St. Foillan, die Ringmauer der Stadt, andeutend, dass neben den Faktoren, welche der alten urbs Aquensis bis dahin ihr Gepräge gegeben haben, ein weiteres Element auf der Bildfläche erschienen ist, dessen Bedeutung vom Beginne des 13. Jahrhunderts ab in zahlreichen Urkunden zum Ausdruck kommt, und das in der Zukunft neben den königlichen Beamten, den Urteilsfindern des Schöffenstuhles und den Würdenträgern des Stiftes sich zur Geltung bringen, ja vorherrschen soll, das Bürgertum. Vor den Thoren erheben sich die Gotteshäuser von St. Salvator, St. Peter, St. Adalbert und St. Jakob. Sie liegen meist an jenen Strassen, auf welchen seit Jahrhunderten Landvolk und Kaufleute, Pilger und Herren, Fürsten und Könige den ersten Königshof im Reiche[1] aufgesucht haben, und zeigen zugleich die Hauptrichtungen an, nach denen sich die Stadt ausdehnen wird.

Reichliche Waldbestände umgeben diese, und ihre grimmigen Bewohner, die Wölfe, bilden eine wahre Landplage[2].

Das Aachen des beginnenden 13. Jahrhunderts nennt sich die „königliche Stadt“[3], nicht bloss in dem Sinne, in welchem noch unsere Urgrossväter sich mit Stolz Bürger der kaiserlichen freien Reichsstadt nannten. Nein, es führt diese Bezeichnung auch darum, weil dieselben Leute, die meist in dem „königlichen Orte“ an Stelle des Königs alles zu bedeuten gehabt haben, noch fortfahren, im Namen des kaiserlichen Herrn das grosse Wort zu führen. Es sind das die kaiserlichen Beamten: der Vogt, der Schultheiss und der Meier[4]. Neben ihnen bilden Ministerialen, Ritter und Schöffen den massgebenden Teil der Bevölkerung, vornehme Männer, deren Damen sich bei Ausgängen von Dienern begleiten lassen[5]. Seit Jahrzehnten erben die Ämter von Vogt und Schultheiss in denselben Familien fort[6]. Die Vögte heissen


  1. Vgl. die Sequenz auf Karl den Grossen, Haagen, Geschichte Achens, Bd. I, S. 129, 1. Str.
  2. Siehe S. 6.
  3. Siehe S. 10.
  4. Quix, Codex Nr. 67.
  5. Siehe S. 5.
  6. Loersch, Achener Rechtsdenkmäler S. 241.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Pschmadt: Der „dialogus miraculorum“ des Cäsarius von Heisterbach in seinen Beziehungen zu Aachen. In: Aus Aachens Vorzeit, Heft 1/1900. Cremer, Aachen 1900, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Heisterbach_dialogus_miraculorum_Pschmadt.pdf/4&oldid=- (Version vom 15.8.2018)