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fordert, zu sagen, dass die gedachte Beschreibung samt der Zeichnung von innen und aussen das getreuste Abbild der im Jahre 1809 in No. 40. dieser Blätter von mir unter dem Namen der Melodica bekannt gemachten Erfindung des Herrn Rieffelsen liefert. Leztere befindet sich hier in Altona, und kann von jedermann nach jenem Aufsatze mit dem Leppichschen Panmelodicon durch den Augenschein verglichen werden. Man kann, mit Ausnahme des gerügten Fehlers, nämlich der Unvereinbarkeit des hohen Discants mit dem Bass, der bey Rieffelsens Instrumente nicht bemerklich ist, nichts Aehnlicheres finden. – (In der allgem. Literaturzeitung ward Rieffelsen ein Mathematiker genannt; er selbst, dem es an wissenschaftlicher Ausbildung fehlt, nennt sich nie anders, als Mechanicus.) Eine Menge Zeugen sind bereit, es zu bekräftigen, dass er in Jahre 1808 seine kleine, in Kopenhagen erfundene und verfertigte Melodica von 4 Fuss-Ton, hier in Altona bis zu 8 Fuss-Ton erweiterte. Hr. Leppich selbst kann nicht anders, als sich mit zu diesen Zeugen zählen. Ich verweise übrigens auf meinen erwähnten Aufsatz von 1809.

In dem angeführten Stücke dieser Zeitung, S. 151, wird unter der Ueberschrift Notizen, eine Hrn. Leppich beygelegte Behauptung, dass er nämlich einem Stabe von Talg Ton entlocken könne, wie eine Absurdität verworfen und für schaalen Wortbetrug erklärt. Es ist unläugbare, durch einsichtsvolle Zeugen zu beglaubigende Thatsache, dass Hr. Rieffelsen während seines mehrjährigen Aufenthalts in Altona ein Modell von zwey aus Rindstalg (Unschlitt) geformten Stäben vorzeigte, die durch schnelles Reiben gegen einen Cylinder von gelbem Wachs, einen hellen und anhaltenden Klang von sich gaben. Rieffelsen, dem die Sache längst bekannt war, liess diese Probe in seiner Werkstelle nachlässig herumtreiben, wo sie in der Sonnenhitze verschmolz und unbrauchbar ward. Mechanicus Rieffelsen, Erfinder der Melodica, von der schon [280] längst mehrere unvollkommene Nachahmungen unter andern Namen bekannt geworden sind, ist seit mehrern Monaten von hier nach Kopenhagen zurückgereist.

Altona, im März 1811.

Doctor L. S. D. Mutzenbecher.




Empfohlene Zitierweise:
J. F. Bleyer: Panmelodicon des Herrn Leppich aus Wien. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1811, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:ALLGEMEINE_MUSIKALISCHE_ZEITUNG-92-94,97-98,159,168-169.pdf/8&oldid=- (Version vom 15.8.2018)