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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

gegründeten Körper erscheinen können. Der Teufel, sagen ihre Vertheidiger, als der beste und erfahrneste Sehekündiger (Opticus) kann aus Vermischung der Lichtstrahlen des Schatten und des Lichts verschiedene Gestalten und Farben vorstellen, die Wolken, die aus nichts als wässerichten Dünsten zusammen getrieben sind, stellen uns durch ein zufällige Vermischung des Schatten und des Lichts Palläste und schattigte Wälder vor, und die von einem holen Spiegel, von einem versteckten Bilde aufgefaßte zuruckprällende Strahlen entwerfen uns in der Luft die Gestalte des verborgenen Bildes. Was saget zu dieser Meinung die Vernunft? Sie saget 1) So wenig ein Spiegel von einem Geist die Strahlen auffassen, und selben uns vorstellen kann, so wenig kann ein Geist die körperliche Lichtstrahlen zusammen fassen, sich durch diese vorstellen, und also erscheinen. Es ist 2) unmöglich, daß ein Geist die Lichtstrahlen also zusammen zwingen, und selbe so künstlich vermischen könne, daß selbe die Gestalte einer Frauen vorstelle, braun von Gesicht, mit einem schwarzen aus Netzarbeit gemachten Rock umkleidet ware, der um den Leib mit einem Gürtel gebunden wurde, daß innerhalb der Netzarbeit ein goldfarbener Rock mit etwas lichten Schriften erscheine, und daß selbe auf ihrem ungeflochtenen Haare eine weisse leinere Haube mit drey Finger breiten Spitzen, und über selbe eine schwarze lockere Kappe aus Netzarbeit verfertiget trage, wie dergleichen zwey Geister dem Herrn Beaumont beständig anwesend waren, und von welchen er sehr vieles in seinem Buche: von Geister und Erscheinungen Fol. 84. erzählet. Wie viele tausend Lichtstrahlen müßten nicht diese zwey Geister zusammen gefasset haben? und welche genaue Richtigkeit müßten sie beobachtet haben, da sie alle Täge in der nämlichen Tracht erschienen sind? 3) Könnte dieser Gattung Geister, die nur in einem äusserlichen Blendwerke bestehen, die verschiedene Wirkungen, die den Gespenstern zugeschrieben werden, als Ohrfeigen

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/053&oldid=- (Version vom 4.8.2020)