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Lucile Desmoulins.


Während der letzten Jahre, die der französischen Revolution vorangingen, sah man fast täglich im Park du Luxembourg in Paris ein junges Mädchen in Begleitung ihrer Mutter daselbst spazieren gehen. Die Dame war die wegen ihrer Schönheit berühmte Gattin eines Beamten im Finanzministerium, namens Duplessis, und die kleine schöne Blondine, die so lustig und angeregt mit ihr plauderte, ihre Tochter Lucile.

Das wohlerzogene, immer freundlich blickende Mädchen erregte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und insbesondere die eines armen, hässlichen Studenten, der sich häufig dort befand und immer die Nähe der „anbetungswürdigen Blondine“, wie er sie nannte, suchte. Das war Camille Desmoulins. Er widmete ihr eine unbedingte Zärtlichkeit. Lucile gefielen die Gespräche des jungen Mannes; sie waren geistsprühend und interessant. Sein Stottern störte sie gar nicht. Der arme Student hatte bald das Herz der reichen Erbin erobert, aber ohne Hoffnung sie jemals heiraten zu können, da es unmöglich schien, den Widerstand des Vaters zu besiegen. Die Mutter war ihrer Sache geneigter und begünstigte die Zusammenkünfte der jungen Leute.

Während mehrerer Jahre hatte sie nur den Luxembourg-Park, wo sie sich trafen, wo sie ihre zärtlichen Gefühle austauschen konnten.

In diesem selben Park, wo Lucile als Kind die einsamen Abende gesucht hatte, um zu träumen, wo sie als junges Mädchen den Worten der Liebe gelauscht, dorthin