Seite:Adler - Die berühmten Frauen der französischen Revolution - 184.jpg

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Sie bemühte sich, eine Ninon des XVIII. Jahrhunderts zu werden. Die schöne Olimpe stürzte sich über Hals und Kopf in Vergnügungen und überliess sich dem Aufbrausen ihrer Leidenschaft mit dem gleichen Feuer, als sie Mut zeigte, sie zum Opfer zu bringen, um die strengsten Prinzipien des Republikanismus anzunehmen.

Aber noch ist sie nicht bei der stürmischen Phase ihres Lebens angekommen. Ein anderer Dämon bemächtigte sich noch vorher ihrer, es war der der Literatur. Mit einem Schlage änderte sie ihr Leben voll sinnloser Freuden, das sie in ein Dasein ernster Betrachtungen verwandelte. Trotzdem sie, wie bereits erwähnt, weder lesen noch schreiben konnte, war sie die Verfasserin einer Anzahl von Broschüren, zahlreichen Bänden über die soziale Frage, Theaterstücken, Romanen, Petitionen, die sie ihrem Sekretär diktierte. Sie selbst sagt an irgendeiner Stelle ihrer Werke: „Man hat mich nichts gelehrt, ich wuchs in einer Gegend auf, wo man schlecht französisch spricht, ich kenne nicht einmal die Grundregeln der Sprache, ich weiss nichts, ich rühme mich meiner Unwissenheit. Ich diktiere mit meiner Seele, nie mit meinem Verstande. Der Stempel der angeborenen Fähigkeiten ist jedem meiner Werke aufgedrückt!“ Die Oeffentlichkeit hat diese letztere Behauptung nicht ganz bestätigt. Aber wir werden sehen, dass diese Frau, deren Schicksal es war, inmitten der heftigsten revolutionären Krisen hervorzutreten, deren Dasein ganz Handlung und Beredsamkeit war, die dazu angetan schien, politisch Sturm zu laufen, es auch verstanden hat, ihre Seele von sich zu werfen und sie andern Helden des Dramas zu leihen.

Ohne jede andere Hilfe als die ihrer Begeisterung, ohne vorhergehende Bildung und ohne jedwedes Studium machte sie sich aus dem Stegreif zur Schriftstellerin. Sie dachte, dass die dramatische Laufbahn ihr ein weites Feld des Ruhmes darbieten würde.

Unter den philosophischen Schriften von hohem Interesse,