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befreundeten Familie einzutreten, um Zuflucht zu suchen, und verhaftete sie.

Der Verhaftsbefehl besagt, dass die Bürgerin Cabarrus-Fontenay und alle, die sich mit ihr befinden würden, fest zu nehmen seien. Mit grosser Mühe wurde erwirkt, dass die befreundete Familie der Marquise unter Aufsicht von zwei Wachleuten in ihrer Wohnung verbleiben durfte; aber da sie die flüchtige Marquise aufnehmen wollten, kamen sie in den Geruch, Mitverschworene zu sein.

Welche furchtbare Nacht verbrachten alle! Gegen Mitternacht wurde zuerst das Hauptopfer auf die Wacheabteilung der Champs-Elysées und von dort in das Gefängnis „La Force“ gebracht. Inzwischen lief die Familie, zu der sich die Marquise geflüchtet hatte, die gleiche Gefahr, bis es einem anderen Freund gelang, die Armen aus der gefährlichen Lage zu befreien.

Indessen war die Marquise von Fontenay in einen Kerker geworfen worden. Sie hatte Einzelhaft, musste auf blossem Stroh liegen, das man gar nicht wechselte. Kein Tageslicht drang in das finstere Loch, sie ermangelte fast ganz der Nahrung und erwartete jeden Augenblick, dass das verhängnisvolle Schicksal, das sie bedrohte, sie ereilen würde.

Die Versuche Talliens, sie zu retten, dienten nur dazu, ihre Fesseln noch enger zusammenzuziehen. Vergebens fordert er sie zurück, indem er erklärt, es sei seine Frau; er erklärte, für sie gut zu stehen, auch habe er genug Dienste der Revolution geleistet, dass er fordern könne, dass man sie ihm sofort zurückgebe. Nichts fruchtete.

Man näherte sich dem 9. Thermidor. Am 7. Thermidor schrieb die Marquise von Fontenay an Tallien: „Eben geht der Polizeikommissär hinaus. Er ist hergekommen, um mir zu verkünden, dass ich morgen vor das Revolutionstribunal treten werde, das heisst aufs Schaffott. Das gleicht wenig dem Traume, den ich heute nacht hatte: Robespierre hatte zu existieren aufgehört und die Gefängnisse standen offen.