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willen auch in eine literarische Fehde mit Döllinger, welcher behauptete, es handle sich bei der Kniebeugung nicht um Anbetung oder religiöse Huldigung, sondern nur um militärische Salutation. Zwei Schriften gingen von Harleß gegen Döllinger aus. Auch Friedrich Thiersch mischte sich in den Streit, der nach dem Wunsch des Königs Ludwig nicht weiter fortgesetzt wurde. Dagegen lag die Abfassung der Schrift „Jesuitenspiegel“ (1839), welche konfiszirt wurde und Harleß fast ein strafgerichtliches Verfahren eingetragen hätte, außerhalb dieser Bewegungen. Harleß’ ethische Studien hatten ihn auf die Stadtbibliothek in Bamberg geführt, die an Schriften jesuitischer Autoren besonders reich ist. Görres lobpreisende Empfehlung des Ordens in den historisch-politischen Blättern veranlasste ihn zur Herausgabe dieser Studien und Collectaneen.

 Die Abel’sche Episode verlief, one dass die protestantische Kirche in der Hauptsache Schaden genommen, ja sie trug zur inneren Kräftigung, Belebung und Hebung derselben bei. Die von Abel selbst geförderte positive Richtung gewann an Vertiefung und lernte mitten im Kampf das Palladium des Bekenntnisses um so fester, überzeugungsstärker ergreifen. Sie ward das kräftigste Mittel der Abwehr unberechtigter Eingriffe, welche von dort kamen. Harleß gebührt aber der Ruhm, durch sein persönliches Eintreten in Wort und Schrift und auch durch das, was er im Kampfe zu leiden und zu opfern hatte, für einen nach Außen und Innen heilsamen Erfolg in hervorragender Weise mitgewirkt zu haben.

 Harleß ging nach Bayreuth wie in eine Gefangenschaft. Niemand wird ihm verargen, dass er, zumal unter den eigentümlichen Verhältnissen seiner Versetzung, an Akten und kirchlicher Bureaukratie kein Gefallen fand. Von einer besonderen Wirksamkeit desselben in Bayreuth kann bei der Kürze des Aufenthalts nicht geredet werden; manches widerstrebende Herz hat er sich aber auch hier gewonnen. Das Exil erreichte bald sein Ende; noch in demselben Jahre erhielt Harleß einen Ruf als Professor der Theologie nach Leipzig, um dort auf den Höhepunkt seines Wirkens zu gelangen. Denn dies war für ihn der Leipziger Aufenthalt, „Tibi quondam

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)