Seite:Adolf von Stählin - Löhe, Thomasius, Harleß.pdf/104

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

proderunt ista.“, hatte ihm Prorektor Engelhardt beim Abschied von Erlangen zugerufen.

 In Sachsen war der Boden für Harleß wundersam bereitet und zwar nach der negativen und positiven Seite. Die Jare 1844 und 1845 waren für die sächsische Kirche Jare tiefer religiöser Bewegung. Nach vorausgegangenen lichtfreundlichen Agitationen hatte der Deutschkatholizismus in Sachsen großen Anklang gefunden; 1845 tagte in Leipzig „das erste allgemeine Konzil der deutsch-katholischen Kirche“ und schmiedete ein sog. Glaubensbekenntnis; 1844 entstand der Leipziger Bekenntnisstreit über den Gebrauch des apostolischen Symbolums bei der Konfirmation. Gerade 1845 hatte Rudelbach gebrochenen Herzens Sachsen verlassen; die Kirchlichgesinnten hatten ihren Fürer und Vorkämpfer verloren. Wie ein Sonnenblick leuchtete in die damaligen schweren Kämpfe der Erlass der in evangelicis beauftragten Statsminister vom 17. Juli 1845 zur Aufrechterhaltung der Augsb. Konfession.

 In dieser gährungsvollen Zeit kam Harleß nach Sachsen, gefürchtet von der einen, freudigst begrüßt von der anderen Seite. Pastor Kilian von Kotitz hatte im Namen von 60 Geistlichen der Oberlausitz schon die sichere Kunde von seiner Berufung mit den Worten gefeiert:

Ecclesiae Te Saxonicae Deus
Aetate tristi subsidium dedit!
 Certamen ardet; proeliorum
 Protege moderator aras!

Jam jamque Numen consiliarios
Nostri supremos imperii beet,
 Fines fluant nostri salute,
 Lipsia vivat, amanda mater. –

 Sachsens Freude war keine Täuschung: es wird in der Kirchengeschichte des 19. Jarhunderts wenig Beispiele geben, wo in so kurzer Zeit und unter so schwierigen, ja stürmischen Verhältnissen das gewirkt wurde, was Harleß in den nicht ganz fünf Jahren seines Leipziger Aufenthaltes gewirkt hat. Der Leipziger Boden war von dem Erlanger doch sehr verschieden. Als Harleß in

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/104&oldid=- (Version vom 31.7.2018)