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hatte sich zu einem entscheidenden Konflikt zugespitzt; Löhe und seine nächsten Freunde sollten vom Amte suspendirt werden; das Oberkonsistorium, wenigstens in seiner Majorität, und das Kultusministerium waren in diesem Entschlusse eins; nur der König zögerte. Der damalige Präsident des Oberkonsistoriums, von Arnold, der Nachfolger des durch den Zeitsturm aus seinem Amt verdrängten von Roth, ein sehr tüchtiger Jurist und höchst achtungswerter Charakter, aber dem Bekenntnis und den kirchlichen Fragen doch ferner stehend, war der schwierigen Situation nicht völlig gewachsen; seine Quiescirung war, wol auch aus anderen Gründen, beschlossene Sache. Der König machte Harleß gegenüber geltend, dass er in Bayern niemand habe, der sich als ein bis zu gewissem Grade bei den streitenden Parteien geltender Vertrauensmann zwischen den Riß stellen und die drohende Spaltung verhindern könnte. So überwand Harleß allmählich, aus Liebe zur heimischen Kirche, seine anfänglichen, nicht ungerechtfertigten Bedenken. Der sächsische Kultusminister bedauerte Harleß’ Entschluß und meinte, er werde ihn einst noch bereuen. Eine Stimme rief aus: „O, es lag so viel Providentielles in dem Eintreten dieses Mannes in die sächsische Landeskirche, daß sein Scheiden aus ihr zu einer Zeit, wo kaum die ersten Anfänge zu einer gründlichen Besserung unserer kirchlichen Zustände warzunehmen sind, wie ein unbegreiflicher Ratschluss Gottes erscheinen muß.“

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 König Max II., dem Döllinger in seiner Rede „König Maximilian II. und die Wissenschaft“ (gehalten in der Akademie am 30. März 1864) bezeugt, daß seit den Zeiten der Ptolemäer kein Fürst eine so großartige und hingebende Wirksamkeit für die Wissenschaft geübt hat, war auch infolge der historischen Studien, denen er sich unter Dahlmann in Göttingen hingab, zu einer gerechten Würdigung des Protestantismus geführt worden (vgl. hierüber das Leben Dahlmanns von Springer I, S. 269); es ist das schönste Zeugnis von edler Fürsorge für die evangelische Kirche von Seiten eines katholischen, der eigenen Kirche treu ergebenen Fürsten, dass Max II. im Gegensatz zu den obersten Instanzen in Stat und Kirche alles aufbot, dem drohenden Riss vorzubeugen;

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)