Seite:Adolf von Stählin - Löhe, Thomasius, Harleß.pdf/135

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber haben, was andere erst begehren. In dieser unserer Stellung liegt zugleich eine große und ernste Manung an uns selbst. Gott der Herr lenke unsere Herzen und gebe seinen Segen, dass wir uns erweisen als echte Söne der Reformation, nicht in toter äußerer Nachamung, sondern im Geist und in der Warheit!“. Er fügte die Bitte bei, in keiner Weise durch allzubereite Billigung und Anerkennung etwa gutzuheißen, was später als unhaltbar erkannt werden könnte. Alle Mitglieder gelobten, das Wol der evangelisch-lutherischen Kirche auf Grund des bestehenden Bekenntnisses gewissenhaft zu fördern. Nach fast dreißigjärigen erfolglosen Versuchen sollte vor allem die Sache des Gesangbuchs, der Gottesdienstordnung und Agende in’s Reine gebracht werden. Es war ein ergreifender Augenblick, als nach dem ungemein gediegenen und umsichtigen Referat Burgers über die langverschleppte Gesangbuchssache und einer eingehenden Ansprache des Dirigenten sämtliche 18 Ausschussanträge one alle Diskussion mittels allgemeiner Erhebung von den Sitzen einstimmig angenommen wurden. Hierauf rief der Dirigent aus: wenn sie das tun, gelobt sei Gott! Der Abgeordnete der theologischen Fakultät, Thomasius, gab den Gefülen, welche aller Herzen bewegten, den entsprechenden Ausdruck und schloss mit den Worten: der Herr hat’s getan, Ihm sei Lob, Preis und Ehre! Amen, in welches Amen die ganze Versammlung einstimmte. Die Sitzung wurde mit dem Gesang: Nun danket alle Gott, geschlossen. Bezüglich der Gottesdienstordnung äußerte Harleß: „glauben Sie nicht, dass das Kirchenregiment oder ich nur entfernt daran dächte, in einer so heiligen Sache mit plumper Gewalt vorzuschreiten und hiemit das, was dem Volke lieb werden soll, demselben von vorne herein zu verleiden“. Der Referent Thomasius bemerkte unter anderem: „wir machen uns keine Illusionen, wir meinen nicht, dass von irgend einer äußeren Ordnung aus die Widergeburt der Kirche hervorgehen werde; das muss das Wort des Herrn tun, welches die Verheißung hat, dass es nicht leer zurückkommen soll, und der in diesem Worte sich bezeugende Geist, der ein Geist des Lebens ist“. Es wurde auch diese Sache in echt evangelischem Geiste behandelt. Der weltliche Kommissär, der entschieden kirchlich gesinnte Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)