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lebte er sich in die deutsche Dichterwelt ein. Eine Weile war Löhe in einer eigentümlichen sentimental romantischen Stimmung, welcher er in hochpoetischen Ergüssen einen ergreifenden Ausdruck in seinem Tagebuch gab. Auch jetzt fehlte übrigens ein religiöser Grundton nicht, der im Preise des Erlösers sich kund gab. Schon damals war er für das Amt der Kirche begeistert.

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 Im Jare 1826 bezog Löhe zum Studium der Theologie die Universität Erlangen. Hatte das Christentum ihn schon immer erfasst, so erfasste er es jetzt in unbedingter persönlichster Hingebung. Es geschah dies vorzugsweise unter dem Einfluss des reformirten Pfarres und Professors Krafft, dessen Bild in der Seele Löhes nie verblich. Löhe schrieb über ihn an seine Schwester: „Du hast ihn selbst einmal gesehen und den Mann in ihm gefunden. Diesen Mann denke dir nun von innerem Gefül so übermannt, dass er das Haupt auf den Katheder beugen musste und laut einige Sekunden schluchzte – welch eine Einleitung in ein Kollegium! So hat wol noch keiner gelesen“. Mit der christlichen Erweckung verband sich bei Löhe wie von selbst der Gewinn sicherer lutherischer Überzeugung. Im Jare 1836 schrieb Löhe an Huschke: „Obwol bei Gottes Wort aufgezogen, von Gottes Gnade nie verlassen, danke ich doch, menschlich zu reden, mein geistliches Leben einem reformirten Lehrer, Herrn Professor Krafft in Erlangen. Eben derselbe, dem ich annoch in herzlicher Liebe anhange, hat, one es zu wissen, meine Liebe zur lutherischen Kirche groß gezogen, da ich sie von Kindesbeinen an in mir trug“. Die Grundlage seiner lutherischen Richtung war die Tradition seiner fränkischen Heimat, die im Geiste des elterlichen Hauses sich spiegelte. Diese ward belebt durch das erweckende Wort eines reformirten Lehrers, der eine sehr irenische Stellung zur lutherischen Kirche einnahm. Hiezu kam als drittes die Beschäftigung mit der Lehre der lutherischen Kirche. Löhe erzält uns in den kirchlichen Briefen (pastoraltheologische Blätter von Vilmar 1861, II. Band, S. 109 f.), er sei in der damaligen Entwicklungsperiode hoch erfreut gewesen über den Fund der Hollazschen Dogmatik; von da sei er zu den Symbolen der lutherischen Kirche gefürt worden; er habe aber die positive Lehre, die ihn so sehr befriedigte, nicht

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)