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überaus glücklich verheiratet mit Helene Andreä-Hebenstreit aus Frankfurt a. M. Diese geistlich tief geweihte Ehe wurde durch den frühen Tod der Gattin gelöst. Löhe wurde hiedurch eine unsäglich tiefe Wunde geschlagen; er hat seiner Gattin in dem „Lebenslauf einer heil. Magd Gottes aus dem Pfarrstande“ ein herrliches Denkmal gesetzt. Im Jare 1857 schrieb Löhe: „Seit 14 Jaren ist mir mein persönlicher Gang ein trüber, mein irdisches Leben eine abgebrochene Säule; aber meine Hälfte ist in der Herrlichkeit des Herrn und mir ist auf meinen Kummer die Sonne des Lebens höher gestiegen und Licht und Klarheit ist mir in manches Gebiet gefallen, das mir vormals nächtlich war“. Seine an sich starke Gesundheit wurde verhältnismäßig frühe gebrochen; bei dem Mangel aller Erholung, an den Löhe lange Zeit sich gewönt hatte, den vielen Nachtwachen, darf dies nicht wundernehmen. Schon in Kirchenlamitz schrieb er: „Ich bin von früh Morgen bis zwölf oder ein Uhr in der Nacht beschäftigt, darum kann ich dazwischen auch etwas studiren“. Später stiegen seine Amtslasten bei der Vereinigung des Pfarramtes mit dem Rektorat über sämtliche Anstalten von Jar zu Jar, oft ins Immense. Schon seit Beginn der sechziger Jare überfielen ihn körperliche Schwachheiten; weiterhin wurde er mehrmals von Schlaganfällen heimgesucht; die letzten Jare waren sehr schwer. Am 2. Januar 1872 entschlief er im Frieden. Am 5. Januar wurde er unter einem endlosen Zuge zur Erde bestattet; Männer der Wissenschaft, geistliche und weltliche Würdenträger erzeigten ihm die letzte Ehre. Jedes freie Wort am Grabe hatte Löhe sich ausdrücklich verbeten. Es fand nur eine liturgische Begräbnisfeier statt. In vielen kirchlichen, auch in einigen politischen Blättern wurde aber sein Name sofort gebürend gefeiert. In einer höhern und höchsten Interessen vielfach abgewandten Zeit war Löhe ein gottbegnadeter Zeuge des Herrn, ein mächtiger Prediger des Glaubens und der Liebe in Wort und Tat. Die Kirche, deren leuchtende Zierde er gewesen, wird seiner nicht vergessen.




Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)