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Gesundheit seiner inneren Richtung und erscheint vorbildlich und maßgebend für seinen späteren kirchlichen Standpunkt. In einem Brief aus dem letzten Jare seines Universitätsaufenthaltes fasst er den ganzen Ertrag seiner Arbeit in die schönen Worten zusammen: „seit ich im Auslande bin, habe ich, das darf ich sagen, mein Streben darauf gerichtet, Warheit zu finden, und mit Gottes Hilfe glaube ich in manchen Dingen das Rechte ergriffen und auf den Fels meine Hoffnung gestellt zu haben, außer welchem kein Grundstein ist. Freilich habe ich in anderen Dingen dabei manches weniger gelernt, aber das tut nichts. Ich habe mit des Zweifels dreiköpfiger Hydra gekämpft, zwar den Sieg nicht in allem gewonnen, doch die Mitte und die Hauptsache erhalten. Mir ist die Wissenschaft hoch und heilig geworden und sie hat mich auch vor manchem jetzt so nahe liegenden Abweg bewart“, und einige Monate später schreibt er: „das ist mein Trost, dass die akademische Zeit nicht das Studium schließen, sondern beginnen soll. Täglich geht mir die Würde der Wissenschaft, sowie die eigentliche Bedeutung des Lebens tiefer auf, und ich glaube, mir eine gewisse Festigkeit für meinen künftigen Beruf gewonnen zu haben. Hat man nur einen sicheren Grund, darauf man steht, so muss sich das Andere schon fügen, und zwar einen Grund für das Leben und die Wissenschaft zugleich: das ist das Christentum allein, – die goldenen Sterne meines inneren Lebens sind nicht verlöscht, aus meiner Kindheit habe ich sie mit herübergenommen und das Leben hat mich mir selbst nicht geraubt. Noch habe ich einen kindlichen Sinn, ich hoffe, dass ich mir treu bleiben werde“. Wissenschaft und Leben reichten sich schon damals in Thomasius die Hand zu sicherem Bunde. Hiezu kam noch die glücklichste Entfaltung seiner praktischen Begabung. Thomasius besuchte das theologische Seminar von Strauß, der ihm übrigens trotz seiner originellen Art, die praktische Theologie zu behandeln, nicht besonders zusagte, und predigte auch da. Man rühmte die Einfachheit und tüchtige Anwendung, Studium der Bibel, Klarheit und Gesundheit. Strauß meinte, dass er künftig zwar anfänglich mit seinen Predigten kein großes Aufsehen und glänzenden Effekt bewirken werde, dass aber bald die

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)