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wurde diese kirchliche Erneuerung durch die Tätigkeit des obersten Kirchenregiments, welches in der bayerischen Landeskirche von Anfang an eine sehr konservative Haltung hatte und namentlich durch Männer wie Niethammer und Roth one alle Gewaltsamkeit und nur äußerliche Restauration konsequent auf allseitige Zurückfürung der Kirche auf den Grund des Bekenntnisses Bedacht nahm. Mit unermüdlichem Eifer und in äußerst interessanten Verhandlungen wurde von den genannten Männern insbesondere eine angemessene Besetzung der theologischen Lehrstüle in Erlangen im kirchlichen Geiste betrieben. Schon im Jare 1826 äußerte sich Niethammer an maßgebender Stelle dahin, „dass es für die protestantische Kirche zu keiner Zeit dringender und notwendiger war, als in der gegenwärtigen, in der Wal der theologischen Lehrer mit der äußersten Vorsicht und Behutsamkeit zu verfaren, um die Fundamente des Lehrens und des Glaubens einerseits gegen die Anfechtungen eines alle positiven Lehren erschütternden Rationalismus und andererseits gegen die Einwirkungen eines alle wissenschaftliche Begründung geringschätzenden Mystizismus zu sichern“. Im Jare 1833 wurden sodann Männer, die unmittelbar von jener Strömung evangelisch-kirchlichen Lebens getragen waren und ihre theologische Tüchtigkeit hinreichend bewärt hatten, Höfling und Harleß, als erste Vertreter einer konfessionellen Theologie auf den Separatantrag des Oberkonsistoriums zu Professoren ernannt. Hiemit war der Grund zu einer Richtung innerhalb der Fakultät gelegt, die bald das innere Übergewicht erhielt und allmählich völlig durchdrang, einer Richtung, welche Treue gegen das kirchliche Bekenntnis und Hingebung an die kirchlichen Interessen mit echter Wissenschaft und energischem theologischem Fortbildungsstreben ein halbes Jarhundert hindurch unter jetzt noch zunehmendem Einfluss verband. Zur Herausbildung des einheitlichen Charakters und zur Blüte der Fakultät hat Thomasius in hervorragendster Weise mitgewirkt.

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 So engbegrenzt der Kreis von Vorlesungen war, in welchem Thomasius sich bewegte, indem er außer über Dogmatik und Dogmengeschichte noch über Symbolik, praktische Behandlung der Perikopen und überhaupt praktische Exegese las, so tiefgehend und

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)