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ihrem Abschlusse genähert hat.“ Dieses Werk vor allem bante Thomasius den Weg von der Kanzel auf den Katheder. Durch die interessante Abhandlung De controversia Hofmanniana, Erlangen 1844, erwarb er sich dann Sitz und Stimme im Senat. Nun folgten als Vorläufer seines dogmatischen Hauptwerkes: Beiträge zur kirchlichen Christologie, 1845; ferner: Dogmatis de obedientia Christi activa historia et progressiones inde a confessione Augustana ad formulam usque concordiae, particula prima, altera et tertia, 1845, 1846, und endlich die nunmehr vergriffene treffliche Schrift: Das Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche in der Konsequenz seines Prinzips, 1848. In der ersteren Schrift sind mit ungemeiner Klarheit die Grundlinien der kirchlichen Christologie gezogen und die Grundzüge eines Versuchs der Fortbildung und Vertiefung der Lehre von der Erniedrigung Christi entworfen. Die dritte der genanten Schriften ist eine mit großer Wärme geschriebene, geschichtlich entwickelnde Apologie des lutherischen Bekenntnisses überhaupt und der Konkordienformel insbesondere. Nach diesen Vorarbeiten erschien Thomasius’ bedeutendstes Werk: Christi Person und Werk, Darstellung der evangelisch-lutherischen Dogmatik vom Mittelpunkte der Christologie aus, I.–III. Teil; erste Auflage 1852–1861; zweite Auflage 1856–1863; eine dritte Auflage wird vorbereitet. Die Konzeption des Werkes erinnert an Schleiermacher, der gefordert hatte, dass alle christlichen Glaubenssätze eine Beziehung auf Christus haben müssen. In klarer, sicherer Gliederung wird die ganze Dogmatik behandelt. Mit einer umfassenden dogmatischen Erörterung ist stets der Schriftbeweis und der kirchliche Konsensus verknüpft: die Reproduktion des Dogma soll exegetisch begründet und dogmengeschichtlich bestätigt werden. One Zweifel gehört Thomasius’ Dogmatik zu den hervorragendsten Produkten der erneuerten protestantischen Theologie, sie ist auch das Werk, mit welchem die dogmatische Theologie des 19. Jarhunderts das erste Mal mit voller Entschiedenheit und in konsequenter Durchfürung auf den Boden des kirchlich-lutherischen Bekenntnisses sich begibt. Man wird sie um so williger zu den theologischen Taten rechnen, wenn in Betracht gezogen wird, dass nach dem Erscheinen der Schleiermacherschen

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/58&oldid=- (Version vom 31.7.2018)