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gewiss nicht zutrifft, dass von Hofmann in der Versönungslehre hinter Schleiermacher zurückgeblieben sei (System der christl. Glaubenslehre II, S. 587), da Hofmann eine wirkliche in sich abgeschlossene Tatsache der Versönung annimmt, was bei Schleiermacher nicht der Fall ist.

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 Seine schriftstellerische Laufban schloss und krönte Thomasius mit dem lang ersehnten Werke: „Die christliche Dogmengeschichte als Entwicklungsgeschichte des kirchlichen Lehrbegriffs, I. Band. Die Dogmengeschichte der alten Kirche (1874)“. Im Vorwort nennt er die Dogmengeschichte seine Jugendliebe; das Werk trägt die Frische der Jugend und die Reife des Alters an sich. Wir kennen wenige Werke, in welchen wie in diesem mit exquisiter Gelehrsamkeit solche Durchsichtigkeit und Abgeklärtheit der Darstellung, mit der gründlichsten Untersuchung der speziellen, oft sehr spinösen Fragen, solch offener Blick auf die Größe, den Reichtum, die innere Planmäßigkeit des Ganzen sich verbände. Der sichere theologisch-kirchliche Standpunkt des Verfassers im Zusammenhang mit einem feinen geschichtlichen Sensorium verleiht dem Werke in der Tat den Stempel der Überlegenheit über die bisherigen dogmengeschichtlichen Arbeiten. Ein sehr kundiger Rezensent äußerte sich: „Das vorliegende Werk bietet uns von dem Entwicklungsgange des kirchlichen Lehrbegriffs als eines lebenskräftigen, seinen Inhalt stets reicher entfaltenden Organismus ein anschaulicheres, frischeres, plastisch-lebendigeres und korrekteres Bild, als uns solches bisher irgendwo vorgefürt worden. Wie die Kirche ihre große Aufgabe, vom Centralpunkt ihres Bekenntnisses zu Jesu Christo als dem Herrn aus „„ihren Gemeinglauben zum Lehrbegriff zu entwickeln““, zunächst in der grundlegenden Periode der patristischen Dogmenbildung gelöst, wie sie aus jener christologischen Grund- und Kernsubstanz ihres Bekenntnisses alle Hauptmomente ihres Dogmensystems, soweit sie innerhalb jenes ersten Zeitraumes zu selbständiger Existenz heranreiften, getragen und getrieben vom erleuchtenden Walten des in alle Warheit leitenden Geistes Christi hervorgebildet hat, davon erinnern wir uns nirgends eine gleich schöne, geschichtstreue und eben darum gleich glaubenstärkende, herzerquickende Darstellung gelesen zu

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)