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Jare 1829 sagt er von seinem Aufenthalt in Halle: „Ibi Tholuck vir optimus, doctissimus adolescentis saluti prospicere, quantum ipsi licuit, non recusavit. Profecto, quod equidem ipsi debeam, gratissima semper tenebo memoria“. Er fügt dann bei: „Tamen ut toto animo Christi doctrinam imbibere cuperem, nihil adeo adjuvit, nisi quod ipse, quantopere gratia divina indigerem, pedetentim et gradatim eram edoctus“.

 Harleß sagt in seiner Selbstbiographie: „Wenn ich ein Buch mit dem Titel: wie ich Lutheraner wurde, schreiben wollte, so würden die Wege, die ich da zu schildern hätte, in den Augen Vieler gar nicht jenen gleichen, auf welchen man nach herkömmlicher Meinung dazu gelangt, Lutheraner zu werden. Und doch war es, wie mir dünkt, nur der alte und richtige Weg. Es war die Angst des Gewissens und der Hunger und Durst nach der aus einem göttlichen, nicht menschlichen Wort und Werk zu schöpfenden Gewissheit der Versönung und Erlösung“.

 Jetzt erst wandte sich Harleß im Zuge der oben genannten Studien, noch ehe er nähere Bekanntschaft mit Luther eingegangen hatte, dessen Werke später „zu einer Quelle unversieglicher Stärkung und Erquickung“ für ihn geworden sind, den Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche zu. „Ich kann die Überraschung und Rürung nicht beschreiben, mit welcher ich fand, dass deren Inhalt dem konform sei, wessen ich aus der Erfarung des Glaubens gewiss geworden war“, so sagt Harleß selbst.

 Die angefürten Worte sind das urkundliche Siegel für die Entwicklung Harleß’ zum Lutheraner und lutherischen Theologen; sie sind bedeutsam für das Verständnis lutherisch-kirchlicher Entwicklung überhaupt. Genug Unrichtiges ist ja über die Genesis kirchlicher Richtung und Theologie auch in vielgelesenen Werken geschrieben worden. Harleß selbst musste schon im Vorwort zur „Encyklopädie“ gegen solche streiten, welche die widererwachte kirchliche Gesinnung aus dem Patronate zu erklären suchten, welches ihr einige Regierungen angedeihen ließen. „Mir ist allerdings one alle Annahme eines Patronats sehr erklärlich, wie die Lehre der protestantischen Kirche von der Gegenwart mit Freuden gegen eine radikal verschiedene eingetauscht wird; warum will

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)