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„Theologische Encyklopädie und Methodologie vom Standpunkte der protestantischen Kirche“, 1837, die „Christliche Ethik“, 1842. Diese drei Werke sind unmittelbar unter den Einflüssen des Lehramts entstanden; die beiden letzteren sollten als Leitfäden für die Vorlesungen dienen; das erstere ist zugleich die Frucht besonderer Schrift- und Gebetsvertiefung, nach einem der härtesten Schläge seines Lebens, dem Verlust seiner ersten Gattin. Das erste und letzte wirkte epochemachend.

 Der genannte Kommentar ist eine exegetische Leistung ersten Ranges, sofern er die strenge grammatisch-historische Exegese, wie sie namentlich Winer eingefürt hatte, mit dem Streben, die Schriftgedanken auf Grund einer innern Sympathie mit dem Geiste der Schrift lebendig zu reproduziren, wie es in den Kommentaren von Olshausen, Tholuck, Lücke hervortrat, in glücklichster Weise zu vereinen wusste. Man darf wol sagen, eine solche Verbindung philologischer Akribie mit wärmster Hingebung an das Schriftwort war noch nicht dagewesen. In der von hoher Begeisterung für das Schriftwort getragenen Vorrede zu jenem Kommentar sind die richtigen Grundsätze der Exegese aufs treffendste dargelegt; sie fanden mehr und mehr Eingang. Das Urtheil über dieses Werk war fast ausnahmlos ein ungemein günstiges. Der bekannte Exeget Meyer äußerte sich im Vorwort zu seinem im Jare 1835 erschienenen „Kritisch-exegetischen Handbuch zur Apostelgeschichte“: „als die musterhaftesten Werke der neueren Zeit erkenne ich Lückes zweite Ausgabe zum Evangelium Johannis und den Kommentar von Harleß über den Brief an die Ephesier“. Der kirchliche Theologe hat sich durch diese exegetische Arbeit in erster Linie als Schrifttheologe legitimirt. Im Jare 1842 war die Auflage des Kommentars vergriffen; im Jare 1858 veranstaltete Harleß, an der Umarbeitung durch seine amtliche Wirksamkeit verhindert, einen neuen Abdruck.

 Die längstvergriffene „Theologische Encyklopädie“ ist uns weniger um ihres methodologischen Ganges willen von Bedeutung, als weil in derselben Harleß’ innerste kirchliche Anschauung klar und energisch zutage tritt. Die strenge Beziehung der Theologie auf die Kirche; die Einheit von Theorie und Praxis, welche im

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)