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Trost und Erquickung gibt durch die lebendigen Brünnlein, die noch unverschüttet in der Stadt des Höchsten quellen“. Einen noch mehr grundlegenden, einen klassischen Ausdruck hat Harleß seinem innersten Streben in der Abhandlung vom März 1839: „Die Verbildung zu falscher Orthodoxie und die Erziehung zum kirchlichen Glauben“ gegeben; in seinem Lebensabriss hat er sich ausdrücklich noch zu ihr bekannt. Nach einer Entwickelung und Erfarung von bald fünfzig Jaren mutet es eigentümlich an, dort in markigen Worten mit vollster Klarheit die Bedeutung der Sache, um welche es sich handelt, gewürdiget, aber auch mit prophetischem Blicke die Abirrungen und Auswüchse bezeichnet zu sehen, die möglicherweise an dieselbe sich knüpfen, und die ja wirklich nicht ausgeblieben sind. Hier sind die Grundlinien dessen, was wir echtes, ökumenisches Luthertum nennen, obwol letzterer Name selbst hier so wenig wie im Vorwort vorkommt, in unvergleichlicher Weise gezogen; männliche Festigkeit und Reife sind mit dem Geist anknüpfender, seelsorgerlicher Milde und Weisheit gepart. Nicht leicht wird der Zug zum Positiven, kirchlich Festen und Ausgeprägten so mit dem Vollevangelischen, der Freiheit von aller auch der feinsten Gesetzlichkeit verbunden sein, wie in jener Abhandlung. Harleß hat in ihr auch eine besondere Kraft der Sprache entfaltet.

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 Die „Zeitschrift für Protestantismus und Kirche“ hat in den langen Jahren ihres Bestandes der lutherischen Kirche, der evangelischen Kirche überhaupt und insonderheit der bayerischen Landeskirche unschätzbare Dienste geleistet. Kaum eine andere Zeitschrift hat ihre anfänglichen Grundsätze so sicher und so konsequent festgehalten wie sie, wenn auch später unter den Herausgebern Verschiedenheiten in mehr peripherischen Fragen hervortraten. Es kam ihr alles darauf an, die protestantischen, die spezifisch lutherischen Prinzipien auf allen Gebieten rein zu erhalten von irgend welcher Abschwächung oder Alteration; sie vertrat ein Luthertum one alle romantische, lehrgesetzliche oder hierarchische und hochkirchliche Zutaten. Zugleich sprach sie auf allen Gebieten, dem der theologischen Lehrentwicklung, der kirchlichen Unterweisung und Erziehung, des Kultus und der Verfassung, einem gesunden Fortschritt

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)