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das Wort. Die Landeskirche hatte in ihren bewegtesten Zeiten an ihr wie einen warmen Anwalt, so ein treues Spiegelbild ihrer Geschichte. In den ersten Jaren ihres Bestandes wurden die Grundlehren und Grundprinzipien der lutherischen Kirche aufs treffendste beleuchtet, in den letzten finden sich unter anderem dogmatische Kritiken und Erörterungen von bleibendem Werte[.] Sie schloß 1876 mit den charakteristischen, waren Worten: „Nach achtunddreißigjärigem Bestehen hört diese Zeitschrift mit gegenwärtigem Hefte auf zu erscheinen. Man wird ihr das Zeugnis nicht weigern, dass sie durch alle Wechsel der Zeitlage hindurch und in jeder durch dieselben gebotenen Richtung dem Zwecke, für welchen sie gegründet worden, der Vertretung lutherischer Lehre und Kirche unwandelbar treu gedient hat. – – – Es dürfte kaum eine die lutherische Lehre und Kirche angehende Frage von Belang die Gegenwart bewegen, über welche wir nicht Rede gestanden hätten. Möge es so geschehen sein, dass es redlichen Gemütern, auch nachdem wir verstummt sind, dazu dient, den vom Worte Gottes und dem Bekenntnisse unserer Väter erhellten schlichten Weg zu verfolgen, welcher durch die Wirrsale der Gegenwart einer, so der Herr will, bessern Zukunft entgegenfürt!“ Ihr Eingehen hat eine Lücke gelassen, welche seitdem nicht ausgefüllt worden ist.

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 Harleß war die erste kirchliche Persönlichkeit in Bayern, von tiefgreifendstem Einfluss, als Gott gewaltig in sein Leben eingriff, ihn der gesegnetsten Arbeit unter bitterem Weh entnahm, aber nur, um ihn einer noch höheren Stufe des Wirkens entgegenzufüren. Die Vorgänge sind bekannt. One sein Zutun, ja zu seinem Schrecken wurde Harleß im Jare 1840 von der Universität Erlangen zum Abgeordneten in die damalige Ständekammer gewält. Es galt in jener Zeit die Vertretung protestantischer, durch Maßnahmen des Ministeriums Abel tief gekränkter Rechte; am meisten war letzteres durch die auch für das protestantische Militär angeordnete Kniebeugung vor dem Venerabile geschehen. Harleß trat für die Interessen seiner Kirche mit ebenso viel Geschick als Mannhaftigkeit ein. Es kam zwischen ihm und dem hochbegabten, aber ganz von den damaligen restaurativen Tendenzen des Katholizismus

Empfohlene Zitierweise:
Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)