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eures Herrn und geht geduldig die Kreuzesstraße, die er euch ziehen heißt, sie ist eine gesegnete Straße! Hebt eure Häupter auf! Seid getrost und unverzagt! Ueber ein Kleines, so ist alle Traurigkeit in Freude verwandelt. Laßt uns alle Zeit in Demuth und Dankbarkeit Gottes Wege gehen, sie enden sich in Lieb und Segen.

 Ein demüthig dankbares Bekenntniß sei heute unser aller, sei vor allem mein Bekenntniß, und

 

III.

 auch noch ein bußfertig gläubiges.

 Das Evangelium ist „eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen“, schreibt der Apostel. Also kommt es zuletzt auf den Glauben, das gläubige Herz an, wenn das Evangelium seine Gotteskraft entfalten soll. Kann es denn anders sein? Ist doch das Evangelium Gnadenbotschaft, Gnadenverheißung, die allein im Glauben hingenommen werden kann. Für alle Völker und Geschlechter wie für jeden einzelnen bezeichnet der Apostel als den Weg zum Heil den Glauben an das Evangelium. Soll ich euch heute nun, Geliebte, beim Abschied noch näher sagen, was ich, was wir alle euch so oft von diesem Glauben gesagt haben? Der Glaube ist kein todtes, äußeres Wesen, keine blinde Hinnahme willkürlicher Meinungen und Satzungen, wozu den Glauben manche, ihn zu entehren, stempeln möchten, sondern innerstes, lebendigstes Ergreifen der göttlich versiegelten Wahrheit des Evangeliums, der Gnade Gottes in Jesu Christo. Im Glauben erwidern wir Gottes gnädige Herablassung zu uns mit innigster, vollster Zukehr zu ihm, der Glaube ist ein Werk Gottes an uns und zugleich unsere eigenste, innerste Willensthat und Uebergabe unsers Herzens an den, der uns hat geliebt und sein Blut für uns vergoßen. Im Glauben wird Christus unser Christus, sein Verdienst uns angeeignet. Im Glauben schließen wir uns persönlich mit ihm zusammen, werden eins mit ihm.