Seite:Adolf von Stählin - Mein Bekenntniß beim Abschied 1866.pdf/4

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wolle, euch auf die grünen Auen und an die frischen Wasserbrunnen seines Evangeliums zu führen, mich in seiner Gemeinschaft stets einen treuen Hirten sein zu lassen, der die Heerde baue durch Wort und Wandel. Heute bei meiner Abschiedspredigt gehe ich nun weder von der Sonntagsepistel noch dem Sonntagsevangelium aus. Ich habe einen freien Text gewählt, der den einen großen Mittelpunkt unseres Amts und all unserer Bezeugung enthält, eines jener Worte, die die ganze Summe der christlichen Wahrheit enthalten. Dies Wort möge mir dienen, was heute in tiefster Seele mich bewegt, was ich als ein Scheidender euch noch sagen möchte, zusammenzufassen, möge mir und euch diese ernste Stunde mit ihrem Trennungsschmerz zu einer gesegneten, geistliche Frucht schaffenden machen. Was ich euch sage, sage ich als Diener Christi, sage es auch zugleich aus Sinn und Herz meiner theuren Amtsbrüder. Ich habe euch ja überhaupt nichts Sonderliches bringen wollen und können, sondern in Gemeinschaft mit andern nach dem Maß meiner Gabe an eurer Erbauung und Gründung auf den Grund, der ein für allemal gelegt ist, arbeiten wollen. Ich wollte nie vergessen, welche Kräfte vor mir, welche neben mir gearbeitet haben. Es sind verschiedene Gaben, aber es ist Ein Geist.

 Das Wort des Apostels ist ein Bekenntniß zu Christo. Wir Prediger kommen, wir gehen. Er aber bleibt, Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit, der ewig währende Grund der Gemeinde, der Hort unseres Glaubens, der Mittelpunkt unserer Predigt. Wo am ersten Tage der öffentlichen Bezeugung, beim Antritt des Amtes das Band zwischen der Gemeinde und dem Geistlichen geknüpft wird, soll er der dritte im Bunde sein; wo es gelöst wird, soll er auch trotz der äußern Trennung das innere Band der Gemeinschaft bleiben. Des Predigers Abschied soll die Gemeinde segnen mit einem fröhlichen, dankbaren Bekenntniß zu Christo. Auch meine letzte Predigt soll ein Bekenntniß zu Ihm sein. Ich möchte euch auf Grund unseres Textes als Gegenstand meiner heutigen Betrachtung, als Inhalt meiner letzten Predigt vorlegen: