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 Mein Bekenntniß beim Abschied von der Gemeinde.

 Dieses Bekenntnis ist

 

I.

 „Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht“, sagt der gewaltige Apostel, der im Dienst dieses Evangeliums die Länder Asiens und Europa’s durchwanderte. Es war eine wunderbare, tief erregte Zeit, da der Apostel diese Worte sprach. Der Tag des Heils war angebrochen; Altes und Neues traten in entscheidendem Gegensatz einander gegenüber. Tausende von Seelen bewegten sich aus der Dämmerung ruhelosen Strebens und Ringens, aus der Nacht der Gottentfremdung in freudigster Glaubensgewißheit dem in Jesu Christo erschienenen und seinem Evangelium entströmenden Licht und Leben zu. Es war wie ein Frühlingsgruß des heiligen Geistes an die in Sünde und Lüge verkommene Welt, ein Frühlingsgruß, unter dem ein neues, aus Gott gebornes Leben allenthalben erwachte, die Wüste zu einem lieblichen Gottesgarten aufgrünte, Gemeinden Christi als Träger himmlischer Gnadenkräfte, als Erstlinge einer neuen Lebensschöpfung entstanden. Aber auch die Kräfte der Finsternis; regten sich und kündigten der neuen Wahrheit den Krieg an. Eine falsche Weisheit überschüttete mit Spott und Hohn das Evangelium des Herrn. Was will dieser Lotterbube sagen? so haben sie am Sitze der Weltbildung und Weltweisheit, zu Athen, dem mächtigen Heidenbekehrer zugerufen (Apg. Gesch. 17, 18). Und schon schärften Verachtung und Widerspruch das Schwert der Verfolgung.

 Er selbst, der Apostel, ist wie ein Verbannter Christi, er eilt von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, trägt an seinem Leibe die Malzeichen des Herrn Jesu (Gal. 6, 17) und ringt mit Gefahr und Todesnoth. Aber umgeben von Verachtung und Hohn, von Haß und Feindschaft, ruft er nur um so lauter: