Seite:Adolf von Stählin - Predigt über Röm. 12,12.pdf/8

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pflegen an dem heilvollen Werke der Mission nicht vorüber können, so ist dies auch ein vorwärts in Hoffnung. Wer ermißt aber, wie viel noch zu geschehen hat? Tausend Millionen liegen noch in der Nacht des Heidentums. Einer der bedeutendsten und thätigsten evangelischen Missionare des Jahrhunderts hat gemeint: „Die Kirche hat bis hieher mit der Mission nur gespielt“. Aber darum umsomehr: vorwärts in Hoffnung, bis endlich der Riesenbaum des Heidentums gefällt ist und das Kreuz zu Jesu Ehren auf Erden triumphiert.

 Vorwärts in Hoffnung, sei auch unsere Losung! Es ist unter uns in der Sache der Mission in den letzten Jahren erfreulich vorwärts gegangen. Aber gilt von unserer Kirche für dies große Werk auch wirklich das Wort: Sie hat gethan, was sie konnte (Marc. 14,8)? Beantwortet selbst die Frage! Wir aber rufen: vorwärts in Predigt und Belehrung über die Mission, vorwärts in Erweckung der Teilnahme an der Mission, vorwärts in Belebung der Ueberzeugung, daß die Mission allgemeine Christenpflicht ist, vorwärts in fröhlichem Gebersinn, vorwärts aber vor allem in fröhlicher Hoffnung! Für geistliche Arbeit gibt es keinen stärkeren Hebel als Hoffnungsfreudigkeit. Hoffnungsfreudigkeit in unserem Sinn ist höchster idealer Sinn, Begeisterung für die denkbar höchsten Ziele. In der Mission sehen wir wie in einem Spiegel die ganze Größe, Höhe und Tiefe, die ganze Herrlichkeit des göttlichen Haushalts, des göttlichen Werkes an uns sündigen Menschen. Wir schauen rückwärts auf Christi gnadenreiches Walten unter den Völkern der Erde, vorwärts auf den Triumph seiner Herrlichkeit. Keine seiner Verheißungen ist bis jetzt hingefallen; dem, was noch übrig ist, wird die Krone der Erfüllung auch nicht mangeln. Kleinmut und Verzagtheit ziemen sich nicht für solche, die um die Fahne sich geschart, auf der geschrieben steht: Jesus Christus gestern und heute und derselbe in Ewigkeit. Christus selbst geht voran. Mir nach, spricht Christus unser Held. Ein böser Knecht, der still darf stehen, wenn er den Feldherrn sieht angehen. Gewiß, das Weh der Gegenwart durchzuckt auch unser Gebein, hellen Auges gewahren wir die Riesenschatten, welche über unsere Zeit trotz ihrer Vorzüge gelagert sind. Aber Klagen allein ist eine wohlfeile Kunst. Der Herr ist nun und nimmer nicht von seinem Volk geschieden. Aus der Gegenwart baut sich die Zukunft. Unser ist die treue Benützung der Gegenwart für die Hoffnungsziele der Zukunft. Grämlicher Pessimismus lockt nicht zu unseren Fahnen. Frohe Zuversicht allein kann unsere Jugend entflammen und das Feuer der Begeisterung in ihr für den großen Dienst der Kirche daheim und draußen wecken. Wo das Herz in steter Buße sich beugt, darf das Haupt auch stets in Hoffnung sich erheben. Unsere Losung sei: Vorwärts in Hoffnung! aber auch


II.

vorwärts in Geduld! Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, schreibt der Apostel. Hoffnung schafft Geduld, Geduld Hoffnung. Unser ganzer Lauf bis zum großen Hoffnungsziele ist Geduld. Die Gestalt