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 Wir sind an einem Wendepunkt angekommen. Eine Wende der Zeiten führt für die Völker, die in dieselbe gestellt sind, auch den vollen Ernst der Entscheidung mit sich. Die wahre Erhebung eines Volks muß immer auch eine Erhebung in Glaube und Religion sein. Gewiß viele haben in dieser gewaltigen Zeit zu dem ewigen Gott und seinem ewigen Reiche aufblicken gelernt. Aber legen wir doch den rechten, tiefen Grund; halten wir alle Weckung, Mahnung, Tröstung, die wir erfuhren, fest und lassen wir sie werden zu einer bewußten, glaubensvollen Zukehr zu dem Gotte unserer Väter, dem Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi! O daß Gottes Geist unser Volk erleuchten wollte, daß es erkenne, was es hat am Worte göttlicher Offenbarung, an den Gütern des Glaubens! Ohne Glaube und Religion ist noch nichts Großes auf die Dauer geschaffen worden. O rüttelt nicht an dem Grunde, den Gott selbst gelegt hat; ihr würdet damit zugleich an den festesten Grundlagen der menschlichen Gesellschaft überhaupt rütteln. Was läßt sich mit einem glaubenslos gewordenen Volke anfangen. Seine Lebenswurzeln sind faul, sind ertödtet. Nun ja der Glaube selbst kann nicht ausgerottet werden. Es wird immer solche geben, die durch die von Gott geöffnete Thüre der Gerechtigkeit hindurchdringen in’s himmlische Heiligthum, und nur hier den Frieden der Seele und den Sieg über die Sünde finden, die ohne Gott und den Heiland nicht leben und nicht sterben können und wollen. Aber ein Volk, auch unser Volk, kann sich loslösen vom Christenthum und Glauben, thäte es aber zu seinem eigenen Schaden und Verderben. Religionsverfall ist auch Volks- und Staatenverfall. Das Christenthum ist die Grundfeste wahrer Freiheit und ächter Cultur, der Quell höherer, sittlicher, stetig erneuernder Kräfte, eine heilige Wehr gegen die überfluthende Macht des Bösen. Vom Christenthum gelöst wird die Cultur zur Barbarei, die Civilisation zur hohlen Phrase und Lüge, der Fortschritt zum Rückschritt, der Aufschwung auf den Gebieten des äußern Lebens zu einem kläglichen Versinken in Mammonsdienst und die Knechtschaft materieller Interessen. Gerade unsere Zeit bedarf bei ihrem gewaltigen Vorwärtsdrängen und dem Ineinanderwogen verschiedenartigster Kräfte und Strebungen einer erhaltenden und zügelnden Macht, braucht etwas Festes, Bleibendes und Ewiges. Das haben wir allein in dem wahren, ächten Christenthum, wie es Gottes Wort lehrt und die Kirche bezeugt. Das laßt uns fest halten aus Dank gegen Gott, der es uns gegeben, mit demselben und durch dasselbe uns so Großes geschenkt hat.

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 Wir sind nun ein großes, einiges Volk. Lasset uns deßhalb halten die rechte Einigkeit durch das Band des Friedens! Es wäre Frevel, wenn