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reden von des Lebens Kampf, Mühe und Leid! Ein dunkles Geheimniß, ein tiefes Räthsel ist der Tod. Auch dieses Dunkel wird aber Licht im Lichte des göttlichen Wortes. Ein grelles, strafendes Licht, ein mildes, trostreiches Licht ergießt sich von dem Licht- und Lebensquell des göttlichen Wortes über alle Dunkel dieses vielfach so dunklen Lebens, auch über das letzte und größte. Der Tod ist ein Gericht, ist der Sünde Sold; es gibt aber auch eine Erlösung vom Tode, eine Vergebung der Sünden, eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Der Tod, der so bitter schmeckt und einen so düstern Schatten über aller Menschen Leben wirft, wird dem Glaubenden zum freundlichen Uebergang, zum seligen Führer in ein höheres und ewiges Leben.

 Wie viele sind auch hier gebettet, die an dieses Wort sich gehalten im Leben und Sterben, deren Wahlspruch war: Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn[WS 1]; sie wurden als Saaten gestreut in diesen Acker für den großen Tag der Ernte; wie viele Saatkörner des Lebens und eines ewigen Trostes sind hier in die von Schmerz und Gram durchfurchten Herzen gestreut worden! Es ist ja wieder ein Triumph des Christenglaubens und der Christenpredigt, da zu trösten, wo Menschentrost am Ende angekommen, da zu heilen und zu verbinden, wo das Menschenherz zum Tode verwundet ist, da an Gottes Vaterherz emporzuziehen, wo Vater-, Mutter- und Gattenherzen zu schlagen aufgehört haben. Der letzte Verbündete des göttlichen Wortes bleibt die Menschenseele selbst, die weil von Gott auch für Gott und zu Gott geschaffen ist; nirgends ist diese Menschenseele aber in der Regel bedürftiger, nirgends auch empfänglicher für höheren Trost und höheres Leben, als unter dem Druck der thränenreichen Wechsel dieses irdischen Lebens.

 Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. Es sind nicht Ahnungen des nach dem Unendlichen strebenden Menschengeistes, nicht voreilige Wünsche des nach Frieden lechzenden Menschenherzens, was hier verkündet wird! Es sind Dinge, die aus Gottesherzen selbst hervorgequollen und darum auch zu Gottes Herzen führen, Dinge, die in

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Phil. 1,21.