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Ich will dich lieben ohne Lohne
Auch in der allergrößten Noth;
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
Bis mir das Herze bricht.

 O daß wir alle von dem tausendarmigen Strom, der vom Throne unsers Herrn durch seine Kirche fluthet, das Wasser uns zuführen ließen, das ins ewige Leben quillt! Denn dahin führt und zielt das Leben der Kirche. Es ist


III.

 Trost und Mahnung für die Kirche auch darinnen enthalten, daß sie ein hohes Ziel vor sich hat. Ich brauche am Schlusse des Kirchenjahres nicht viel davon zu sagen, was das für ein hohes Ziel ist, das immer vor dem Auge der Kirche steht, vor ihr stehen soll, das höchste, das es überhaupt gibt, die volle, ungetrübte, ungestörte Gemeinschaft mit ihrem Herrn und Haupt. Auf ihm ruht sie, ihn hat sie in ihrer Mitte, er steht auch in seiner Herrlichkeit vor ihr, bis diese Herrlichkeit auch ihre Herrlichkeit geworden ist. Wenn er selbst aber so vor ihr steht, so hat all ihr Ringen und Kämpfen, all ihr Reden und Bezeugen im letzten Grunde auch nur ihn zum Ziel, ihn will sie verherrlichen, zu ihm will sie führen, um in all den Ihren einst seiner Gemeinschaft sich ewig zu freuen.

 Da gilt ihr nun freilich in diesem ihrem Lauf und Kampf das Wort, das als zweites Siegel auf dem festen Grunde Gottes steht: es trete ab von der Ungerechtigkeit wer den Namen Christi nennet. Die Göttlichkeit des Grundes bewährt sich auch darinnen, daß eine reinigende, scheidende Macht fort und fort von ihm ausgeht. Jeder einzelne von uns soll sie erfahren; denn die Kirche erreicht ihre Aufgabe eben nur in dem einzelnen und durch denselben.

 Ist es nun nicht, im Herrn Geliebte, ein gewaltiger Zuruf, den ihr allesammt heute vernehmt: es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet? Ihr tragt alle Christi Namen, ihr nehmt alle bis zu einem gewissen Maße an dem Leben der Kirche Theil, wollt doch auch Theil haben an ihrem großen Ziele, ihr wollt davon tragen eurer Seelen Seligkeit. Da höret das Mark und Bein durchdringende Wort: es trete ab von der Ungerechtigkeit,