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wer den Namen Christi nennet. Dieß Wort gebietet nicht blos, alle offenen Schanden und Aergernisse abzuthun, sondern auch den unerbittlichen Kampf zu führen gegen Sünde und Unlauterkeit in jeder Gestalt, gegen den geheimsten Dienst der Lüge, gegen alle Regungen der Selbstsucht, welcher in unsern Tagen so viel gefröhnt wird. Wohl ist es die Gnade unseres Gottes, und seine ewige Erbarmung in Jesu Christo, die uns tragen muß von einem Tag zum andern, bis zum letzten Athemzug, in der allein wir Frieden haben. Aber diese Gnade scheidet uns auch innerlich von der Sünde, ist selbst eine unendliche Kraft der Sündeüberwindung. Sie durchdringt uns mit dem mächtigsten Trieb der Heiligung. Neben der seligen Ruhe, die sie uns verleiht, ist auch eine heilige Unruhe in uns, da wir mit uns selbst nie zufrieden sein können, immer weiter streben und ringen, ringen um eine unvergängliche Krone. Niemand hat eine heiligere Pflicht, als die, an sich selbst zu arbeiten. Je mehr er es thut, desto mehr arbeitet er auch an dem andern. Immer tiefer in die Gemeinschaft mit Christo, immer völliger los von sich und aller Ungerechtigkeit, um zuletzt ganz ihm dienen und seiner sich freuen zu können, ewig frei von den unseligen Banden der Sünde: das ist unsere Losung und unser Ziel, wenn wir wahre Glieder am Leibe Christi sind.

 Nun muß aber, Geliebte, gerade die Kirche selbst dies Wort in den Mund nehmen, und es allen denen zurufen, die durch irgend welches Band mit ihr verbunden sind. Gerade weil es ihr nur um ihren Herrn und seine Gemeinschaft zu thun ist, darf sie von keinem Bunde mit Sünde, Fleisch und Welt wissen, und muß jedem nahen mit dem Zeugnisse unerbittlicher Wahrheit.

 Es ist ihre erste und letzte Aufgabe nur die, für ihren Herrn zu gewinnen und zu sammeln; darum verkündet sie auch ihn und nur ihn, den Namen, der über alle Namen ist, der von Friede, Heil, Leben und Seligkeit zeugt. Sie möchte ihn jedem nahe bringen, nach apostolischem Vorbilde allen alles werden. Sie möchte jedem hinabgreifen in den innersten Seelengrund, und hier aufdecken das geheime Sehnen, Suchen und Fragen nach einem Gut, das Erde und Welt nicht bieten. Es ist ja in jedem Menschenherzen eine leere Stelle, die nur durch ihn ausgefüllt wird. Das