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und zu danken, und von Sieg und Segen zu reden. Was freilich der Kirche zum Trost und Segen gegeben ist, das mahnt sie zugleich zu ernstester Treue. Und so sei der Gegenstand meiner heutigen Betrachtung:


Trost und Mahnung für die Kirche des Herrn,

und zwar finde ich beides dreifach begründet:

I. darin, daß die Kirche einen festen Grund unter sich,
II. ein reiches Leben in sich,
III. ein hohes Ziel vor sich hat.


I.

 Der Apostel Paulus sieht in mehr als einer Stelle, im Herrn Geliebte, einen mächtigen geheimnißvollen Bau vor sich, vom Himmel stammend, in diese Welt der Sünde und des Todes hineingestellt, wachsend und sich mehrend aus lebendigen Steinen, der Vollendung der Ewigkeit zustrebend. Ihr wisset, Geliebte, was er unter diesem Wunderbau versteht; er meint die christliche Kirche. Sie nennt nun hier der Apostel den festen Grund Gottes selbst, weil er sie nur nach ihrer göttlichen Seite, nach ihrem ewig gleich bleibenden Wesen, nach ihrer unerschütterlichen Grundlage betrachtet. Er faßt in diesem Namen der Kirche Bestand mit ihrem Grunde unmittelbar zusammen und bestätigt damit, daß sie einen festen Grund unter sich hat.

 Auf welchem Grunde ruht denn die Kirche? Ich glaube, es gibt heute für uns, die Glieder der Generalsynode, für euch, ihr Glieder dieser Gemeinde, in deren Mitte wir unser Werk gethan, kaum eine wichtigere Frage. Ruht sie auf Menschengedanken und Menschenmeinung, auf zufälligen Zeitströmungen und Zeitstimmungen, auf dem, was man das Gemeinbewußtsein gewisser Kreise nennt? Da wäre der Grund immer von neuem zu suchen; er ist aber ein für allemal gelegt. Die Kirche ist nicht Menschenwerk, nicht der Höhe- und Blüthepunkt natürlicher Entwickelung, nicht nach blos menschlichem Vereinigungstrieb entstanden, sie stammt nicht von unten, sondern von oben, ist nicht ein Erden-, sondern ein Himmelreich. Sie ist von Gottes Hand selbst in diese sichtbare Welt hinein gebaut. Die Kirche ruht auf einem ewigen göttlichen Liebesrath; der Gott, der eine Erlösung wollte, wollte auch eine Gemeinde von Erlösten. Sie ruht auf den Thaten, durch