Seite:Adolf von Stählin - Wie Gottes Wort in der gegenwärtigen Kriegszeit uns zur Treue mahnt.pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine ernste, gewaltige Predigt. Schaue an die Gaben und Kräfte des Leibes und der Seele, die Gott dir geschenkt hat! Warst du wirklich treu in ihrer Verwaltung von Jugend auf? Hast du das Mark deines Lebens etwa gar vergeudet im schnöden Sinnentaumel? Du hast ein reiches Pfund erhalten. Hast du mit ihm ein festes, klares, sicheres Ziel verfolgt? Hast du mit demselben dich auf den sittlichen Grund der Treue gestellt, ohne welchen auch eine edle Kraft sich oft ohne ergiebige Frucht verbraucht? Schaue ferner an die irdischen Güter, die dir Gott zu treuer Verwaltung übergeben hat! Wirft nicht nach dieser Seite gerade unser Gleichniß ein strafendes Licht auf manches Thun und Treiben in dieser Zeit? Der Hang zum Wohlleben, das unruhige Streben, um jeden Preis reich zu werden, bricht jenem unseligen Schwindelgeist Bahn, der über die schmale Grenze von Gottes Recht und Gebot sich hinweghebt, zu unerlaubten Ränken, zu zweideutigen Unternehmungen seine Zuflucht nimmt und durch den ungewissen Mammon das innere Auge immer mehr blendet und das Gewissen immer mehr erstickt, bis Schande und Verderben sein Lohn ist auch vor der Welt. Du hast einen Beruf; sei treu in demselben. Mancher geht mehr um seinen Beruf herum, statt in der Mitte desselben mit gesammelter Kraft sich zu bewegen. Mancher scheut das Kreuz der Arbeit und sieht das Leben als ein Spiel an. Das Leben hat aber einen gewaltigen Ernst; wir sind nicht zu bloßem Genuß und behaglichem Dasein auf dieser Erde. Wir sollen arbeiten im Schweiße unseres Angesichts, schaffen und wirken für dieses und für jenes Leben.

.

 Der Gedanke, daß Gott der Oberherr und Eigenthümer von allem ist, was wir besitzen, daß all unser Gut ein fremdes und geliehenes ist, daß wir alles nach Gottes Sinn und Willen und zu seiner Ehre zu verwenden haben, ist ein centnerschwerer Gedanke, zerstört den Wahn von unserer Selbstherrlichkeit und lässet Hochmuth und Eitelkeit als Aberwitz und eine Art Berauschung erscheinen, und gibt der Treue eine gar hohe Würde. Aber bist du wirklich treu gewesen? Laß den Donnerruf in dein Leben hereinschallen: Thue Rechnung von deinem Haushalten; laß die Bücher aufschlagen, laß allen Treubruch und alle Verschleuderung des dir anvertrauten Gutes an’s Tageslicht treten; und wolltest du auch jetzt noch ausweichen – laß die Stunde kommen, wo es