Seite:Adolf von Stählin - Wie Gottes Wort in der gegenwärtigen Kriegszeit uns zur Treue mahnt.pdf/7

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verschlungen. Kriegszeiten sind Zeiten der Erhebung, auch der Erhebung zu dem Gott des Heils und der Stärke. In Kriegszeiten faltet man gerne die Hände; die Kriegsnoth lehrt beten; die Kriegsschule ist eine Uebungsschule des Glaubens, des Gottvertrauens. Wir wissen etwas davon zu sagen; es ist uns aufrichtiger Ernst, wenn wir jetzt Gottes Angesicht suchen. O laßt uns bewahren den edlen schönen Zug zu Gottes Wort und Gottes Haus, auch für die Zeiten, da die Wasser der Heimsuchung uns nicht mehr an die Seele gehen. Und die draußen wissen auch davon zu reden. Es hat uns tief ergriffen, als wir lasen, daß dort die Krieger mit ihren Führern am Altare knieten, das Todesmahl ihres Herrn feierten, ehe sie auszogen in den heißen Streit, Treue heischt bis in den Tod. Es ergreift uns tief, wenn nach dem Sieg diejenigen, welche vor allen geschmückt sind mit seinen Lorbeeren, in ungeschminkten Worten der Gottesfurcht und treuer Bezahlung ihrer Gelübde ihre Stimme vor allem Volk zum Dank gegen den Herrn der Heerschaaren erheben.

.

 Geliebte! Religion, Glaube, Gebet sind Werthe, mit welchen viele in unseren Tagen nicht mehr zu rechnen wissen. Der Krieg hebt aber diese Werthe; und zwar von Innen heraus, ohne alle Künstelei, vermöge des tiefsten Dranges der Menschennatur selbst. Die Weltgeschichte, die vielfach eine Kriegsgeschichte ist, predigt dieß laut genug, vor allem unsere deutsche Geschichte. Waren die Helden unserer Freiheitskriege nicht zum guten Theil auch rechte Beter und wahre Glaubenshelden; schlagen nicht in ihren Liedern in ihren Mahnstimmen an das deutsche Volk Treue gegen das Vaterland, Treue gegen den ewigen Gott und seinen Gesalbten in eine auch heute noch die Herzen wundersam entzündende Flamme zusammen? Darf ich noch andere Beispiele anführen? Am Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte der Kriegsbrand auch die Welt erfaßt, auch auf deutscher Erde wurde gestritten, gegen denselben Feind, der jetzt uns wieder gegenüber steht; nur waren wir nicht einig, wie wir es jetzt Gottlob sind. Da ward eine heiße Schlacht geschlagen, und der Feldherr, der, einem stammverwandten Volke angehörig, siegreich aus ihr hervor ging, sagte nachher offen: noch nie habe er so brünstig gebetet, wie im Drange dieser Schlacht. So erinnert euch, Geliebte, daß vor etlichen zehn Jahren im fernen Ostindien ein furchtbarer Krieg sich entsponnen hatte zwischen den Engländern, den Herren des Landes, und den