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Mein Leben war zu der – Vestalin Füßen
     Ein Funke nur, ein matt verglimmend Licht:
          Willst du’s – mir fehlt es nicht an Opfermut:
          Mein zuckend Herze werf’ ich in die Glut.
Nur laß mir deiner Lippen Spur! – Mich droben
     Erkennen wirst an diesem Zeichen du!
So geh mit Gott! Die Welt dich hör’ ich loben –
     Wirst du geleiten mich zur letzten Ruh’?
          Sei unbesorgt! Bald hüllt mich Todesnacht..
          Sei auf den letzten Liebesdienst bedacht!


Deotyma.
(Jadwiga Luszczewska.)

Auf weitem Meer.


Durchschweift mein Blick von Klippensaum,
Dem Adler gleich, den Riesenraum,
Als hüll’ in Nebel Welt und Zeit
Gigantisch ihm die Ewigkeit,

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Nur auf der Wogen Saphirglast,

Von wildem Strudel jäh erfaßt,
Von starren Klippen rings umdroht,
Geweiht dem Tod, ein schwankend Boot, …
Sonst – Horizont nur um sich her

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Erschaut er rings – auf weitem Meer,

Doch jäh ihm auch des Nachens Bild
Entzieht des Schaumes Silberschild:
Die Mähne schüttelt stolz die Flut
Ob solchen Spielzeugs Übermut. –

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Erst als es dem smaragdnen Sarg

Entstiegen wieder, der es barg,
Erscheinen drei Gestalten leis:
Am Steuerbord ein Königsgreis
Und[WS 1] ihm zur Seit’ ein holdes Weib,

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Ein Kindlein schmiegt es an den Leib.

Prophetisch schaut der Mutter Blick
Des Kindleins künftiges Geschick,
Dess’ Antlitz lächelt still und froh,
Als ob Gefahr ihm nimmer droh’.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Uud
Empfohlene Zitierweise:
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/57&oldid=- (Version vom 12.9.2022)