Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/181

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man sich dort wieder anbaute behielten sie die Namen der Ueberbleibsel, Trümmer oder Ruinen. Auf andere Weise ist der Ortsname nicht zu erklären.

Die wendische Sprache ist in Pottschapplitz noch heimisch. Mit der Sprache haben sich aber auch die alten Sitten der Vorfahren erhalten. Die Gastfreiheit ist noch überall zu Hause; da liegt das Brod für Jeden stets auf dem Tische, kein Bettler wird abgewiesen und jeder einsprechende Fremde findet hier gute Aufnahme.

Das Schloss oder die herrschaftliche Wohnung ist ein nett eingerichtetes, freundliches Gebäude, wie dies schon aus der Abbildung in diesem Album deutlich zu ersehen ist. Die nähern Nachrichten über den Erbauer der herrschaftlichen Wohnung fehlen gänzlich, sowie auch die ersten Besitzer dieses Gutes nicht mit Bestimmtheit wegen Mangelhaftigkeit des Archivs aufzuzählen sind.

Der jetzige Besitzer des Gutes ist Herr F. Schuhmann, welcher dasselbe erst 11/4 Jahr besitzt. Als guter rationeller Landwirth hat derselbe seine Besitzung so weit möglich schon nach allen Seiten hin meliorirt. In den frühesten Zeiten gehörte Pottschapplitz zu Bischofswerda.

Zu Pottschapplitz ist noch das sogenannte Höcker’sche Allodialgut zu Wölkau geschlagen, welches 11/4 Stunde von Bischofswerda nordöstlich in einem flachen, fruchtbaren Thalgrunde, zwischen 900 und 1000 pariser Fuss über der Meeresfläche, am Zusammenflusse des Schönborner und des Pohlaer Wassers, woraus sich der bei Spittwitz das Schwarzwasser erreichende Cunnewitzer Bach bildet, gelegen ist. Das Schönborner Wasser entspringt im Taucher Walde und nimmt kurz vor Wölkau auch den aus der Bischofswerdaer Gegend kommenden Waldbach auf, der fünf Teiche durchfliesst. Oestlich steht auf der flachen Höhe an der Chaussee der in diesem Album schon erwähnte Gasthof „zum Sächsischen Reiter“. In den früheren Zeiten war ganz Wölkau ein Zubehör des Gutes Koitzsch oder Kessel, nebst dem Laupe-Wald. Südwestlich bei Wölkau beginnt der Bischofswerdaer Wald.

Pottschapplitz und Wölkau liegen links ab von der Chaussee, welche von Dresden nach Bautzen führt, die hier eigentlich die Grenze der Oberlausitz abgiebt. Pottschapplitz ist ein sehr kleiner Ort, obschon noch ein neuer Anbau dazu gekommen ist, welcher Neupottschapplitz genannt wird. Im Ganzen hat Pottschapplitz mit Neupottschapplitz blos 19 bewohnte Gebäude, 19 Familienhaushaltungen und 90 Bewohner; Wölkau hat 7 bewohnte Gebäude mit 7 Familienhaushaltungen und 21 Einwohner.

Pottschapplitz mit Neupottschapplitz und Wölkau gehören jetzt zum Gerichtsamt Bischofswerda, zum Bezirksgericht Bautzen, zur Amtshauptmannschaft und zum Regierungsbezirk Bautzen.

Pottschapplitz ist eigentlich mit Wölkau nach Göda oder Gödau eingepfarrt, ein Ort, welcher unter dem ehemaligen Stifte Meissen als Burgwart unter dem Namen Godiwo oder Gödibo schon im elften Jahrhundert vorkommt. Merkwürdig ist dieser Ort wegen seiner frühern Gerichtsbarkeit und seiner noch grossen Kirchfahrt. In alten Zeiten bestand dieses Kirchspiel aus mehr als 70 Ortschaften. Aus Urkunden ergiebt sich, dass noch lange nach der Reformation das hiesige Kirchspiel allein 5000 Wenden zählte. In den Unordnungen des dreissigjährigen Krieges verlor Gödau 30 Dörfer, die theils zu nähern Kirchen sich schlugen, theils zum Katholicismus zurückgingen. Jetzt gehören zu diesem Kirchspiele noch 14 Meissnische und 26 Oberlausitzische Dörfer. Nach Andern sollen sogar 58 Oberlausitzer Ortschaften dazu gehören, allein diese Angabe lässt sich bloss daher erklären, dass die einzelnen Häuser von einzelnen Ortschaften mitgezählt worden sind.

Dass die Einwohner dieser Ortschaften die ihnen näher gelegenen Kirchen öfter als die zu Gödau besuchen, lässt sich leicht denken, und daher mag es auch kommen, dass falsche Angaben über die einzelnen Orte und ihre Einpfarrungen hier und da gefunden werden.

Auch Pottschapplitz und Wölkau gehen nicht in ihre eigentliche Pfarrkirche, sondern halten sich mehr zur Kirche von Pohla, wendisch Palow, welches früher der berühmte Appellations- und Ober-Consistorial-Präsident, Johann Georg von Ponickau, nebst Schönbrunn, Taschendorf und Stache mit besessen hat.

Die von Ponikauische Familie besitzt heute noch Pohla, wie dieses bei der Beschreibung von Pohla näher zu finden ist.

Die Achtung und Liebe für dieses Geschlecht hat sich in folgendem Wunsch in der Lausitz bis auf die neuesten Zeiten erhalten:

Soll ferner Licht und Recht in Sachsen feste stehn,
So wird zu beider Schutz man dies Geschlechte wählen;
Und soll in Lausitz nicht der Glücksstern untergehn,
So muss es gleichfalls nie an Ponikauern fehlen.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/181&oldid=- (Version vom 19.9.2016)