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Um den Schwefel zu entfernen, werden auch die Rohsteine vorher geröstet, doch geschieht dieses nicht in besonderen Oefen, sondern in freien Haufen von 300 bis 400 Centner Stärke.

Ist die Röstung vollendet, so wird das Erz so beschickt, daß die Beschickung ohngefähr aus zwei Drittel Erz und ein Drittel Rohstein besteht und folglich der Centner im Durchschnitt 6 bis 7 Loth Silber enthält. Uebrigens enthalten die Erze nie selbst so viel Blei, daß es im Stande wäre, das Silber vollständig in sich aufzunehmen, man muß also immer noch Blei, theils in regulinischer Gestalt, theils als Glätte zusetzen. In vier und zwanzig Stunden werden in einem Ofen 30 bis 36 Centner Erz und Stein verarbeitet, wovon 12 Centner Werkblei und 2 Centner Bleistein fallen.

Das Werkblei wird nun abgetrieben und feingebrannt. Auf einem großen runden Herde, der Treibherd genannt, wird das Werkblei eingeschmolzen, und in einem treibenden Zustande erhalten, wobei es der Berührung mit athmosphärischer Luft ausgesetzt wird; durch die Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft verwandelt sich das Blei in Glätte und läßt sich abziehen, während das Silber metallisch rein (regulinisch)zurückbleibt.

Bei dieser Arbeit bemerkt man eine höchst interessante Erscheinung: den Silberblick. Hat sich das sämmtliche Blei durch Verbindung mit dem Sauerstoff zu Glätte umgebildet, so tauchen auf der feurig fließenden Oberfläche des Silbers kleine, nach allen Richtungen hin sich bewegende Blasen auf, die in allen Farben des Regenbogens spielen und dann schnell wieder verschwinden; diesen schnell vorübergehenden Schein, einen der angenehmsten Anblicke für das Auge, nennt man den Silberblick.

Ist alles Blei entfernt, so wird das Wasser auf den Herd geleitet und nach geschehener Abkühlung findet man einen Silberkuchen von 70–100 Pfund Gewicht, das Produkt aus 100 Centner Werkblei, welche gewöhnlich auf einmal auf den Treibherd gebracht werden.

Die Glätte kommt sogleich in den Handel oder es wird aus ihr das Kaufblei hergestellt.

Aber immer ist das Silber nicht rein genug um es sogleich an die Münze abliefern zu können, noch enthält es schädliche Bestandtheile und um diese zu entfernen, wird es dem Feinbrennen unterworfen. Der Silberkuchen wird zerschlagen und in Stücken von 25 Pfund von dem Gebläse auf kleinen Mergeltästen eingeschmolzen, welche die noch vorhandenen Unreinigkeiten an sich ziehen.

Der vorerwähnte Bleistein enthält noch Silber, Blei und Kupfer, ist also noch von vielen Werth, weshalb man mit ihm einige Nacharbeiten vornimmt. Der Bleistein wird geröstet und dann mit Zuschlägen von noch mehr Blei, Roharbeitsschlacken und Kupfererzen geschmolzen. Das Blei zieht das Silber an sich und bildet nochmals Werkblei; die übrige Beschickung fällt entweder als Bleisteinschlacke oder als Kupferstein. Die Schlacken kommen wieder in die Roharbeit zurück, der Kupferstein aber wird einer Nacharbeit unterworfen.

Diese Nacharbeiten mit dem Kupferstein bestehen zunächst aus dem Rösten in freien Haufen, um den Kupferstein zu entschwefeln, worauf man ihn in dem Flammenofen zu einem concentrirten Steine verschmilzt, den sogenannten Spurstein. Ist dieser hergestellt, so beginnt die Extraction.

Man bringt 4 Centner Spursteine auf den oberen Herd eines Doppelröstofens und erhitzt sie durch die überschlagende Flamme bis zum Glühen, wodurch der noch übrige Schwefel verflüchtigt wird, worauf man die Steine auf dem Herde läßt und todt röstet. Dieses todtgeröstete Mehl wird gesiebt, mit einem Prozent Kochsalz beschickt und dem sogenannten Gutrösten unterworfen; die zurückgebliebene Gröbe aber wird gemahlen, nochmals todtgeröstet und während demselben mit Kupfermehl, welches mit 3 Procent Salz beschickt war, gemengt, wodurch die Chlorbildung vollendet ist.

Nun beginnt das Auslaugen. Das gutgeröstete Mehl wird in acht mit Filtervorrichtungen und Ablaßhähnen versehenen, auf Eisenschienen neben einander gesetzte Fässer heiß eingesetzt und mit concentrirter Kochsalzauflösung, welche aus einer Pfanne mittelst hölzerner Gerinne aus Ablaßhähnen fortwährend zulauft, ausgelaugt, worauf die durchführende, mit Chlorsilber gesättigte Lauge in die Klärbottige gelangt.

Aus diesen Bottigen fällt die Lauge in die etagenweise darunter aufgestellten Füllgefäße, und zwar zunächst

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/122&oldid=- (Version vom 6.1.2019)