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Chemnitz, dieses leuchtende Kleinod in Sachsens Städtekranz, wieder besuchend, wählen wir aus der uns dort entgegentretenden Masse industrieller Etablissements zu näherer Betrachtung eins, welches in Hinsicht auf seine Branche zu den ansehnlichsten nicht nur Sachsens, sondern ganz Deutschlands gehört:


Die Wachstuchfabrik von Johann Heinrich Schäfer.
(Mit Abbildung.)


Dieses Etablissement liegt nahe dem Altendorfer Wege und umfaßt auf einem eingezäunten Grundstück von circa dreißig Dresdner Scheffel Land außer einem Wohngebäude noch sechs Fabrikgebäude, eine Zahl, welche bei derartigen Fabriken sehr selten erreicht wird. Diese Gebäude bestehen aus

einem Hauptgebäude von zwei Stock Höhe und vierzig Ellen Länge, welcher in zwei Sälen die Druckerei enthält;
einem Trockenhaus von vierundachtzig Ellen Länge, das bei nassem Wetter und im Winter benutzt wird;
einem Gebäude für Firniß- und Lackschmelzerei, nebst Formenstecherei; der Lackbleiche;
einem Gebäude für die Farbenreiberei, und endlich befindet sich in
einem Gebäude das Leinölbassin, welches circa 150 Centner Oel umfaßt.

Dazu gehört noch ein freundliches Wohnhaus mit Nebengebäuden und ein Gartenhaus nebst Parkanlagen.

In den Fabrikgebäuden befinden sich überdieß noch Wohnungen für zehn Arbeiterfamilien.

Als Hauptbranchen umfaßt das Etablissement

die Fabrikation von Wachstuchen, und
die Firniß- und Lackfabrikation,

sowie als Nebenbranche

die Firmendruckerei.

Gefertigt werden hier: Wachsbarchente in Gold-, Silber- und Farbendruck, auch dergleichen in allen Holzimitationen und marmorartig, Fußtapeten in Woll- und Parquetgeschmack, lederartige Wachstuche zu Möbelüberzügen u.s.w., Chaisentücher, Doppel-Leinen und alle andern Arten Wachstuche und Packmaterialen.

Die Firnißfabrik liefert alle Arten Firnisse und Lacke und in der Firmendruckerei werden alle Sorten Firmas auf Holz, Blech, Wachstuch, Kattun und Leinwand auf das Sauberste und Geschmackvollste hergestellt.

Unter diesen Fabrikaten haben sich in neuerer Zeit vorzüglich die Ledertuche bedeutende Geltung verschaft. Es werden dieselben in feineren und stärkeren Qualitäten und mannigfaltigen Couleuren verfertigt und von Sattlern, Riemern, Buchbindern, Mützenmachern, Täschnern und Tapezierern statt Leder und Saffian zu den verschiedensten Zwecken verwendet.

Ihren Absatz finden diese Fabrikate auf dem Continente durch Vermittelung von Agenten und eines eigenen Reisenden. Messen werden von der Fabrik nie beschickt.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/151&oldid=- (Version vom 6.1.2019)