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Bald nahm sich die Regierung der Sache an. Der Blaufarbenhandel wurde gewerklich begründet und zwar fürs Erste dadurch, daß Kurfürst August die Abnahme der Kobalte für jede Zeche festsetzte; am 15. November 1575 ertheilte er seinem Kammersecretair Hans Jenitzsch und dem Kammermeister Hans Hever auf zehn Jahre das Privilegium zu alleiniger Aufbewahrung und zum ausschließlichen Ankauf der Kobalterze, Wismuthgraupen, wie man damals dieses Erz nannte. 1610 übernahm Kurfürst Christian II. den Handel mit Kobalt selbst und gründete die sogenannte Kobaltkammer. Er schloß mit den holländischen Kaufleuten einen Contract über Lieferung von Kobalterzen. Johann Georg I. überließ diese Kobaltkammer an den Berg- und Kammerrath Christoph Karl von Brandenstein, welcher jedoch erhebliche Verluste dabei hatte und deshalb das Previlegium mit Dank an den Kurfürsten zurückgab.

Einsichtsvolle Männer hatten während der Zeit den Kurfürst auf die Nachtheile des Verkaufs des Kobalts aufmerksam gemacht und Pläne zu dessen besserer Verwendung im Inlande entworfen, um namhafte Summen nach Sachsen zu ziehen. Das erste Resultat dieser Bemühungen war, daß der Kurfürst zwei Farbenarbeiter aus Holland kommen ließ, um in Sachsen Farbenmühlen einzurichten.

Seit 1611 entstanden nun nach und nach Farbenwerke am Grenzbach, in Pfannenstiel (1635), Schlema (1644), das schindlerische (1649), an der Sehma (1659), in Unterjugel (1665) und Zschopenthal (1680), welche im Laufe der Zeit oft verlegt oder in einander verschmolzen wurden und wir werden die weitere Geschichte derselben erwähnen, wenn wir die jetzt noch bestehenden zwei Blaufarbenwerke Ober-Schlema und Pfannenstiel näher besprechen.

Bei dem steigenden Bedarf von Kobalt wurde auch sein Abbau lebhaft betrieben und von 1620 bis 40, als die Silberausbeute gänzlich stockte, war es dieses sonst verachtete Erz ganz allein, welches den Schneeberger Bergbau unterhielt. Zugleich wendete sich die Aufmerksamkeit der Regierung immer mehr der vaterländischen Farbenbereitung zu und that Alles, sie zu heben: schon 1658 erließ der Kurfürst ein Verbot gegen den Handel mit Kobalt und setzte einen besondern Kobaltinspector ein, in Person des Johann Freistein, ihm die Instruction ertheilend, „auf die Kobalte sowohl in den Gruben, als in den Pochwerken und Kammern und auf das Rösten, Scheiden, Pochen und Stoßen derselben Acht zu haben, das Probiren derselben nebst dem Guardian zu besorgen u.s.w., vorzüglich aber auch darüber zu wachen, daß kein Kobalt ausgeführt werde.“

Am 22. Mai 1683 erließ Johann Georg III. ein noch strengeres und kräftigeres Verbot der Kobaltausfuhr und von diesem Zeitpunkt entfaltete sich dieser Industriezweig in Sachsen zur schönsten Blüthe.

Wenden wir uns nun zu näherer Betrachtung der Einrichtung der Blaufarbenwerke und der Farbenbereitung im Allgemeinen.

Bei den Gesammtblaufarbenwerken besteht die Einrichtung, daß kein Werk seine produzirten Farben für sich verkauft, sondern solche in die gemeinschaftlichen Lager nach Leipzig und Schneeberg sendet. Die gleichmäßige Absendung, Repartition der Farben, besorgt der in Schneeberg wohnende Communfactor. Die Ablieferung geschieht also von allen Werken in gleichen Theilen, so daß das Ganze als 5/5 betrachtet wird, von denen das königl. Werk Ober-Schlema als Doppelwerk 2/5, das Privat-Blaufarbenwerk Pfannenstiel aber, in welchem drei Werke vereinigt sind, 3/5 abliefert.

Diesen Werten steht das Recht zu, daß alle Kobalte, welche im Bereich des Königreichs Sachsen gefunden werden, allein an sie verkauft werden müssen. Deshalb stellen sich auch bei jedem Quartal Berg- und Blaufarbenwerkoffizianten in Schneeberg ein, um dort die Kobalterze chemisch zu untersuchen und nach dem Ergebniß den Werth der Kobalte an die Gruben zu bezahlen.

Der Kobalt wird vornehmlich aus den Gruben bei Schneeberg und Annaberg geliefert, aber auch hier in regelmäßiger Vertheilung, daß Ober-Schlema 2/5 und Pfannenstiel 3/5 der gewonnenen Erze zur Verarbeitung erhält.

Der Kobalt wird am häufigsten zur Herstellung des Safflors, der Smalte und des Zaffers benutzt und sind dazu folgende Hauptmaterialen nöthig: die Kobalterze, welche theilweise noch einer chemischen

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/161&oldid=- (Version vom 6.1.2019)