Seite:Album der Sächsischen Industrie Band 1.pdf/180

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Manufaktur besitzt zwei Dampfmaschinen, als

eine von zehn Pferdekraft zur Massen- und Kapselbereitung etc., und
eine von vier Pferdekraft für die Lasursteinblau- oder Ultramarin-Fabrik.

Beschäftigung finden hier, einschließlich der Beamten, 343 Personen, nämlich:

92 in den technischen Branchen,
75 in der Gestellung,
129 in der Malerei und Vergoldung,
28 bei dem Handel und
19 Hilfsarbeiter.

Direktor der Manufaktur ist gegenwärtig der Bergrath Herr Kühn, welchem als Betriebsinspektoren die Herren Köttig, Selbmann und Crosso zur Seite stehen. Hauptlagerfaktor ist Herr Reithel, Malervorsteher sind: der als Glasmaler allgemein und rühmlich bekannte Herr Scheinert und Herr Müller; Herr Leuteritz ist Vorsteher der Gestellung.

Königliche Porzellanniederlagen und Verkaufslager befinden sich in Meißen, Dresden (Factor Herr Teichert), Leipzig (Factor Hr. Frenkel) und Hamburg; Commissionslager in Berlin, Frankfurt a. M., Aachen und Bautzen.

Das Schloß in Meißen, von dem die Albrechtsburg ein Theil ist, wurde von Kaiser Heinrich I. oder dem Vogler in den Jahren 922 bis 930 als Grenzfestung gegen die benachbarten sorbischen Stämme erbaut und es war der Sitz von Markgrafen, Burggrafen und Bischöfen. Die Albrechtsburg, welche man ein vorzügliches Meisterwerk gothischer Bauart nennen kann, wurde 1440 bis 1483 von dem Kurfürsten Ernst und Herzog Albrecht unter der Leitung des Baumeister Arnold von Westfalen erbaut. Herzog Georg nahm in den Jahren 1520 bis 1524 verschiedene Veränderungen im Bau vor. Im dreißigjährigen Kriege durch die Schweden zum Theil zerstört, wurde sie 1676 von Johann Georg II. erneuert und die Albrechtsburg genannt. 1710 wurde die Porzellanmanufaktur hinein verlegt.

Noch bemerken wir, daß die Porzellanmanufaktur drei Gruben besitzt, aus welchen sie ihren Bedarf von Erden bezieht. Die berühmteste ist die von Aue bei Schneeberg. Die Grube heißt der weiße Andreas, in der Umgegend wird sie aber das weiße Zeug oder die weiße Erdenzeche genannt, und sie befindet sich dicht an der Straße von Aue nach Lauter. Hier baute einst der reiche Hammerherr Veit Hans Schnorr von Carolsfeld auf Eisen, fand aber nur dieses Erdlager, welches man als Thon zu Blaufarbenöfen, ja selbst als Perückenpuder benutzte. 1708 wurde von Böttger aus dieser Erde das erste weiße Porzellan hergestellt, worauf diese Zeche das ausschließliche Privilegium zur Erdenlieferung erhielt und die übrigen Fundorte von Porzellanerden verstürzt werden mußten.

Die anderen beiden Gruben liegen bei Seilitz, eine und eine halbe Stunde von Meißen und bei Sornzig bei Mügeln.



Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/180&oldid=- (Version vom 6.1.2019)