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Die Maschinenfabrik und Eisengießerei von Anton Zschille in Großenhain.
(Mit Abbildung.)


Unter den zahlreichen industriellen Etablissements des gewerbfleißigen Großenhain nimmt die Maschinenfabrik und Eisengießerei von Anton Zschille einen bedeutenden Platz ein und hat sich durch die Strebsamkeit und Umsicht ihres Besitzers schnell einen ausgebreiteten Ruf und allgemeine ehrende Anerkennung erworben.

Dieses Etablissement liegt an der Röder und hat

ein Fabrikgebäude, welches drei Säle, in denen der Maschinenbau betrieben wird, das Comptoir und die Zeichnerstube enthält; an dieses schließt sich
ein Gebäude mit zwölf Fenstern Front, enthaltend die Eisengießerei, die Schmiede und das Kesselhaus;
ein Wohngebäude und endlich
einige Gebäude mit Stallungen und Wagenremisen.

Hierzu gehört ein Garten und Wiesen.

Als Branchen umfaßt das Etablissement den Maschinenbau und die Eisengießerei.

Es werden hier vorzüglich Maschinen für Tuchfabrikation gearbeitet, namentlich

Kettenvorrichtungs-Apparate, bestehend aus vier einzelnen Maschinen, die, zusammenwirkend, durch Spulen, Scheeren, Leimen und Aufbäumen das Garn von dem Schleifchen der Feinspindel auf den Baum des Webestuhls in einer Vollkommenheit geleimt und getrocknet bringen, welche das Weben nicht nur zehn bis fünfzehn Proc. fördert, sondern auch die Gleichförmigkeit des Gewebes wesentlich erhöht;
Wollwaschmaschinen für weiße und gefärbte Wolle;
Wolleausdrehemaschinen (Hydroextracteur);
mechanische Webestühle;
Rauhmaschinen nach dem patentirten System des Herrn Ernst Geßner in Aue;
eiserne Tuchrahmen, eine Erfindung des Herrn Anton Zschille, und alle anderen in dieses Fach einschlagende Maschinen und Maschinentheile.

Herr Zschille bestrebt sich fortwährend, diese Maschinen in ihrer Construction zu verbessern und ganz neue Maschinen zu erfinden, wobei er durch den Umstand wesentlich unterstützt wird, daß er unter den zahlreichen Tuchfabrikanten Großenhains mehrere Brüder zählt, und in deren Etablissements seine Verbesserungen und Erfindungen sogleich probiren und sich selbst von ihrer Zweckmäßigkeit praktisch überzeugen kann, ehe er sie der Oeffentlichkeit übergiebt.

Diese Maschinen finden ihren Absatz hauptsächlich nach Rußland, Belgien, die Rheinprovinz, die übrigen preußischen Staaten, Oesterreich, Schweden und Norwegen; auch sind bereits zwei Kettenvorrichtungs-Apparate nach England gegangen.

Ausstellungen werden von der Fabrik grundsätzlich nicht beschickt.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/199&oldid=- (Version vom 24.3.2018)