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Zwei Stunden von Chemnitz und eine und eine halbe Stunde von Penig liegt in freundlicher Gegend der belebte Marktflecken Limbach, welcher sich den wichtigeren Fabrikorten unseres Vaterlandes würdig anreiht, namentlich in Bezug auf die hier vorzüglich stark betriebene Fabrikation von Strumpfwaaren aller Gattungen, welche die Mehrzahl der Einwohner – 3933 an Zahl – beschäftigt, theils unmittelbar durch Erzeugung der Waaren und durch deren Vertrieb, theils auch durch Herstellung der zur Fabrikation nöthigen Maschinen und Geräthschaften. Es ist hier der Sitz einer Strumpfwirkerinnung, welche 1831 bereits 450 Meister mit 830 im Gang befindlichen Stühlen zählte; seit jener Zeit aber hat sich deren Zahl bedeutend vermehrt.

Vor ungefähr achtzig Jahren blühte in Limbach noch die jetzt sehr gesunkene Manufaktur seidener Handschuhe und Strümpfe, in denen damals von achtzig Meistern jährlich über zehntausend Pfund Seide verarbeitet wurden. Diesen früher so wichtigen Industriezweig verpflanzte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hierher David Esche, ein Strumpfwirker, welcher, da er als Bedienter des hiesigen Rittergutsbesitzers, Herrn von Schönberg, mit diesem zur Zeit des Landtags in Dresden sich aufhielt, bei einem Franzosen, dem Besitzer des damals in Sachsen einzigen Seidenstrumpfwirkerstuhls, während er für seinen Herrn ein Paar Strümpfe kaufte, den Stuhl und die Arbeit sich möglichst genau betrachtete, und mit Hilfe seines guten Gedächtnisses und seines mechanischen Talents nach seiner Rückkehr in die Heimath wirklich einen Stuhl sich baute, und die schönsten seidenen Strümpfe wirkte, welche zu jener Zeit, wo Alles seidene Strümpfe trug, guten Abgang fanden, so daß der thätige Mann bald ein bedeutendes Geschäft etabliren konnte. Aber dieser Industriezweig, erst durch die Mode gehalten, erlitt auch durch die Mode den Todesstoß, als die Männerwelt den compakteren Stiefel dem leichten seidnen Strumpf vorzog und letzterer höchstens nur noch bei besonders festlichen Veranlassungen getragen wurde. Die Nachkommen jenes David Esche gehören übrigens heute noch zu den angesehensten Fabrikanten Limbachs.

Noch giebt es in der Nähe Limbachs Torfgräbereien, Stein- und Serpentinsteinbrüche, doch ist der hiesige Serpentin wegen seiner Härte schwerer und kostspieliger zu bearbeiten, als der von Zöblitz, und wird daher für gewöhnlich nicht benutzt.

Unter den industriellen Etablissements Limbachs wählen wir zu näherer Betrachtung vorerst die


Strumpffabrik von Reinhold Esche.


Dieses Etablissement besitzt

ein Fabrikgebäude von dreizehn Fenster Fronte, in welchem die Strumpffabrikation auf Rundstühlen betrieben wird;
ein Dampfmaschinenhaus;
ein Hauptgebäude mit dem Comptoir, der Appretur, Niederlagen von fertigen Waaren und Rohmaterial, und
zwei von freundlichen Gärten umgebenen Wohngebäuden der Herren Besitzer.

Die hier vertretenen Branchen sind

die Rundstuhl-Strumpffabrikation, welche im geschlossenen Etablissement betrieben wird, und

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/309&oldid=- (Version vom 9.3.2019)