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Göltzschthalbrücke begegnen wir dem Etablissement der Gebrüder Tröltzsch und dem von F. L. Winkelmann. Von Mylau aufwärts begegnen uns an dem Hirschstein die Etablissements von Franz Merkel, der Gebrüder Schilbach und weiter hin noch die von Petzold und Ehret, J. G. Gloß sen., Ferdinand Bonitz u.s.w.

Dieser kurze Ueberblick wird genügen, günstiges Zeugniß von der in dieser Gegend herrschenden Regsamkeit abzulegen und werden wir mehrere der hier genannten Etablissements späterhin ausführlich besprechen.




Die Kammgarnspinnerei und Kämmerei von Gebrüder Schilbach am Hirschstein bei Mylau.
(Mit Abbildung.)


Bei Mylau öffnet sich ein romantisches, enges, von der Göltzsch durchflossenes Thal, dessen einen Schlußpunkt unweit des Städtchens der Hirschstein bildet, eine steil aufsteigende gewaltige Felsenmasse, die ihren Namen bei Gelegenheit einer Jagd des Kaiser Karl IV. erhielt, wo ein verfolgter Hirsch in Todesangst sich von der steilen Höhe hinab in die am Fuße des Felsens vorbei rauschende Göltzsch stürzte und glücklich entkam.

In der Nähe dieses Felsens begegnet das Auge einem aus dem umgebenden, dunklen Grün freundlich hervorleuchtenden stattlichen Gebäudecomplex, dem Etablissement der Gebrüder Schilbach.

Dasselbe liegt gänzlich abgeschlossen in der Flur des Dorfes Roitzschau, dicht an der Göltzsch, eine halbe Stunde von Reichenbach und eine Viertelstunde von Mylau entfernt. Die große Eisenbahnbrücke befindet sich südlich in einer Entfernung von ohngefähr vierzig Minuten.

An Gebäuden besitzt das Etablissement

ein Hauptgebäude mit der Wohnung des Besitzers und vier über einander liegenden Arbeitssälen, in denen die nöthigen Maschinen aufgestellt sind;
ein Seitengebäude, die Wollwäscherei, Schmiede und vier Arbeitssäle enthaltend;
ein zweites Seitengebäude mit Gewölben, Böden und Wohnungen;
ein zweites Hauptgebäude, wo sich im Parterre Ställe und Remisen, im ersten Stock und im Dachraum aber Woll- und Sortirsäle und Getraideböden befinden; ferner
eine Kohlenremise und
eine Scheune.

An die Gebäude schließt sich ein zwar nicht großer, aber freundlicher Garten, und es gehören noch dazu längs der Göltzsch liegende schöne Wiesen von guten Feldern begränzt, circa dreißig Acker enthaltend.

Als Branchen umfaßt das Etablissement

die Maschinen-Wollkämmerei und
die Kammgarnspinnerei.

Die Haupterzeugnisse sind Kammgarne, namentlich in den Nummern 30 bis 60, und dieselben finden ihren Absatz vorzüglich in den Zollvereinsstaaten, sowie nach Rußland und Oesterreich, zum Theil durch Vermittelung, eigener Agenten.


Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/334&oldid=- (Version vom 6.1.2019)