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Von den Ufern des Flöhaflusses rasten wir auf unserer industriellen Wanderung an den Ufern der Spree, und zwar in einer Gegend, wo dieselbe noch jugendlich feurig dahinbraust aus dem Gebirge und sich ungestüm Bahn bricht durch und über Felsen und Gestein. Es geschieht dies bei der alten Sechs- und Hauptstadt der in vielfacher historischer, sowie industrieller Hinsicht so merkwürdigen Oberlausitz, bei Bautzen, und fassen wir für jetzt hier vorerst die weithin durch ihre Fabrikate rühmlichst bekannte Fischer’sche Papierfabrik in’s Auge.


Die Papier-Fabrik von Carl Friedrich August Fischer in Bautzen.
(Mit Abbildung.)


Dieses Fabrik-Etablissement ist sehr alten Ursprungs und besteht als Papiermühle gewiß schon über zwei Jahrhunderte, wie verschiedene Beweise vorhanden. Früher, und zwar bis 1674, wie ein im Wohnhause befindliches redendes Wappen nachweist, befand es sich in den Händen der Familie Schaafhirt, einer noch jetzt in Sachsen blühenden Papiermacher-Familie. Von da ab besaßen es die „Fischer,“ von welchen der im Jahre 1842 verstorbene Carl Friedrich August Fischer einen weit über Deutschlands Grenzen wohlverdienten Ruf besaß. Wurde zwar auch erst im Jahre 1827 mit der Anlage einer neuen, der jetzt bestehenden, Fabrik begonnen und darin die erste von Widmann in Heilbronn erbaute Papiermaschine im Jahre 1834/35 aufgestellt, so hatte doch Fischer in der verbesserten Darstellung der Hand- oder Buttenpapiere gewiß damals den Culminationspunkt erreicht, und nur darin ist der Grund zu suchen, warum ein so rüstig vorwärts strebender Geist erst nach fast 10 Jahren der Erfindung der Papiermaschinen in England zur Errichtung einer solchen sich bewogen fühlte.

Nach Fischers Tode führte in seinem Geiste und seiner Thätigkeit Herr Heinrich Volter aus Heidenheim bis 1848 die technische Leitung und erbaute für die Oberguriger Fabrik eine noch heute gute Dienste leistende Maschine, da schon in Bautzen bei Lebzeiten Fischers eine zweite Maschine montirt worden war.

Als im Jahre 1848 Herr Wilhelm Schallowetz die Direction übernahm, wurde trotz der Ungunst der Zeiten ein großartiger Neubau begonnen, welcher durch Aufstellung von fünf Jononlschen Turbinen viel Aussehen in der technischen Welt machte und die Fabrik zu einem der sorgfältigst eingerichteten Etablissements erhob. Endlich übernahmen im Jahre 1852 der älteste Sohn des Hauses, Adolph Fischer, sowie der Schwiegersohn Heinrich Demuth die Leitung beider Fabriken und wird jetzt das Bautzner Werk durch Aufstellung von zwei 25pferdigen Dampfmaschinen, neuer Kocherei und neuem Holländer wiederum vergrößert und den Anforderungen der Neuzeit gerecht gemacht.

Dieses Etablissement besteht aus zwei auf das engste mit einander verbundenen Papiermühlen, von denen die Hauptfabrik die in unserer Abbildung vor uns liegende zu Bautzen, die andere sich in dem Dorfe Obergurig, welches nur eine Stunde von Bautzen entfernt ist, befindet.

Die Hauptfabrik liegt in dem reizenden, höchst romantischen Spreethale, welches die Stadt auf der einen Seite umgiebt und woran die sogenannte Saidau gebaut ist, umgeben von felsigen Bergabhängen, welche den Fluß hier in seinem geschlängelten Laufe bald enge, bald weiter einschließen und ist nur ungefähr zehn Minuten von der eigentlichen Stadt selbst entfernt, gewiß eine in jeder Hinsicht sehr günstige Lage.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/58&oldid=- (Version vom 3.8.2020)