Seite:Album der Sächsischen Industrie Band 2.pdf/105

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sechs kleinere Stanhopepressen von Dingler in Zweibrücken, sowie durch sechs Columbiapressen von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.

Im Jahre 1833 war bereits eine Stereotypengießerei eingerichtet und 1836 wurde die Schriftgießerei von Theodor Walbaum in Weimar angekauft, welche indessen bis 1843 noch dort fortgeführt wurde (s. unten).

Obgleich sich die Buchdruckerei anfänglich nur mit Herstellung eigener Verlagsunternehmungen beschäftigte, so wurden ihre Leistungen und Dienste nach und nach auch von andern Geschäftsfreunden in Anspruch genommen und ihr Wirkungskreis erlangte dadurch eine solche Ausdehnung, daß die seither innegehabten Räume nicht mehr ausreichten. Es wurde daher im Jahre 1842 der lange vorbereitete Plan zur Ausführung gebracht, ein eigenes großes Gebäude zu erbauen, welches sämmtliche technische Zweige in sich aufnehmen und vereinigen sollte.

Das Hausgrundstück, welches aus einem Vordergebäude und zwei Seitengebäuden bestand und an das ein großes Gartenareal von 24000 Quadratellen grenzte, wurde nun von letzterm dadurch abgeschlossen, daß ein hinteres Quergebäude den Gebäudecomplex vereinigte und dadurch ein geschlossenes Viereck mit großem freiem Hofraum darbot. Das hiernach noch verbleibende Gartengrundstück, welches nach Osten an die Salomonstraße grenzt, besteht aus einem Areal von 20,488 Quadratellen.

Die Ausführung dieses Entschlusses war für die Entwickelung und Gestaltung der technischen Geschäftszweige von den segensreichsten Folgen und dieselben bieten nun eine seltene Vereinigung fast aller auf dem Gebiete der Typographie mitwirkenden Künste dar.

Die Anlage und Ausführung des Bauplans, welche hauptsächlich von Friedrich Brockhaus ausging und geleitet wurde, hat sich seitdem in der praktischen Anwendung auf das vollständigste bewährt.

Infolge dieses Neubaus konnten nunmehr alle der Firma angehörigen Geschäftsbranchen vereinigt und concentrirt werden und es fand eine neue Bestimmung der Localitäten statt.

Die seither von der Druckerei innegehabten Räume des Vorder- und nördlichen Seitengebäudes wurden von dieser verlassen. In die erstere wurden das Commissionsgeschäft und die Kasse verlegt, welche seither in der innern Stadt (Große Feuerkugel) geführt worden waren; die letztern dienten bis zur Erbauung des Lagerhauses hauptsächlich als Hauptlager der Verlagsartikel.

Die Schriftgießerei wurde 1843 von Weimar nach Leipzig gezogen und mit dem Hauptgeschäft vereinigt. Die schon 1834 eingerichtete Buchbinderwerkstatt ward erweitert und in die Geschäftsräume verlegt. Eine Mechanische Werkstätte und Tischlerei wurde eingerichtet.

Die Ausdehnung und Entfaltung der technischen Geschäftszweige nahm hinfort immer größere Dimensionen an. Die Handpressen wurden vermehrt und neue Druckmaschinen mußten angeschafft werden. Die Kraft der vorhandenen Dampfmaschine reichte nicht mehr aus und es wurde 1850 eine neue von vier Atmosphären (acht Pferdekraft) aus der Fabrik der König Friedrich-August-Hütte im Plauenschen Grunde bei Dresden aufgestellt.

Ein bedeutendes Unternehmen, der „Bilder-Atlas zum Conversations-Lexikon“ bot 1844 Veranlassung, eine Artistische Anstalt mit Zeichnern und Stahlstechern und eine Stahl- und Kupferdruckerei einzurichten, welche in neuester Zeit noch durch eine Kartographische Anstalt, Lithographie und Steindruckerei erweitert wurde (s. unter D. Die Geographisch-artistische Anstalt).

Ganz besondere Anstrengungen wurden aber in den letzten Jahren gemacht, um die Officin mit allen den Mitteln reich auszustatten, welche der rastlose Fortschritt der Gegenwart auf dem Gebiete der Kunst und Industrie und die gesteigerten Anforderungen an typographische Erzeugnisse in immer größerer Vollendung verlangen.

Das vorhandene Material wurde nach allen Seiten hin bereichert, neue Druckmaschinen wurden angeschafft, die Farbewerke der ältern durch die neuesten Constructionen verbessert, die Satinirmaschinen und Glättpressen vermehrt und eine zweite hydraulische Glättpresse mit der ersten vereinigt. Der Maschinensaal, welcher 11 Druckmaschinen und eine Satinirmaschine enthält, reichte nicht mehr aus und die Kraft der

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/105&oldid=- (Version vom 9.3.2019)