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Bretschneiderei und Graupenmühle sich befinden, und einigen zum Betriebe der Oekonomie – die ein Areal von 30 Ackern umfaßt – nöthigen Gebäude.

Die Müllerei, von Herrn Moritz Gaitzsch auf eigene Rechnung betrieben, umfaßt die Handels- und Kundenmüllerei, die Bretschneiderei und Graupenmühle, und es ist ihr Haupterzeugniß Mehl, welches zum größten Theil ins Erzgebirge geht.

Im Hauptgebäude befinden sich

vier deutsche und drei amerikanische Mahlgänge, die von drei Rädern getrieben werden;

im zweiten Gebäude aber sind

ein Graupengang und eine Säge, von je einem Rad getrieben.

Beschäftigt sind dabei – mit Ausschluß der Oekonomie – ein Werkführer, ein Zeugarbeiter, ein Bretschneider und sechs andere Arbeiter.

Die Drahtnagelfabrikation ist im Besitz der Herren

Alexander Heinrich Wapler und
Leopold Heinrich Wapler,

welche dieses Geschäft unter der Firma: Gebrüder Wapler in den von ihnen erpachteten Räumen des Hauptgebäudes betreiben.

Das Geschäft beschränkt sich allein auf Drahtnagelfabrikation in Dimensionen von ¼″ bis 6½″, welche zum bei weitem größten Theil nach dem östlichen Theil Sachsens, zum Theil ins Voigtland, Erzgebirge und nach Böhmen ihren Absatz finden, sowie in das benachbarte Preußen.

Gegenwärtig sind 11 Maschinen im Gange, welche durch ein Wasserrad getrieben werden.

Das Personal besteht aus einem Expedienten, einem Werkführer, einem Schlosser, fünf an den Maschinen beschäftigten Arbeitern und sechs Packerinnen.

Die beiden Herren Besitzer haben sich derartig in das Geschäft getheilt, daß, während Leopold Heinrich dem technischen Betrieb vorsteht, Alexander Heinrich den kaufmännischen Theil leitet.

Das Grundstück ist seit 1802 im Besitz der Familie Gaitzsch. Das Mühlwerk befand sich bis 1844 etwas oberhalb seiner jetzigen Lage und arbeitete bei einigen dreißig Zoll Gefälle; es war überhaupt sehr unbedeutend. Der jetzige Besitzer verlegte 1844 den Mühlgraben und gewann dadurch ein Gefälle von 86 Zoll. Er führte ferner ganz neue Gebäude auf und es ist dadurch sowohl, wie durch den Bau der chemnitz-riesaer Eisenbahn ein sehr werthvolles Etablissement geworden.

Die Drahtnagelfabrikation wurde im Jahre 1847 von einem sich mit mechanischen Arbeiten beschäftigenden Schlosser, Namens Rößler, in Gemeinschaft mit Herrn C. L. Bärensprung in Döbeln, mit zwei Maschinen, welche in der Graupenmühle aufgestellt wurden, gegründet. Im Jahre 1849 schied Ersterer aus und es trat dafür Herr Traugott Mark unter der Firma Mark und Bärensprung ein.

Nachdem Drahtnägel immer mehr Eingang fanden und sich die nothwendige Erweiterung der Fabrik herausstellte, wurde der Besitzer des Grundstücks veranlaßt, seinem Mühlengebäude einen Anbau beizufügen und es wurden die Maschinen dahinein verlegt. Im April 1855 übernahmen die jetzigen Inhaber die Fabrik mit acht Maschinen käuflich, stellten nach und nach noch drei selbstgebaute Maschinen auf, so wie sie mehrere nach alter Construction gebaute abschafften und durch neue ersetzten, so daß gegenwärtig im Durchschnitt täglich zehn Centner Nägel gefertigt werden. – Am 1. Oktober 1859 wurde noch ein Local in demselben Gebäude hinzugemiethet, und es sollen daselbst noch sechs bis acht Maschinen aufgestellt werden, welche zum Theil schon vorhanden sind und wird dadurch die Fabrikation mindestens um das Doppelte erhöht werden, so wie sich auch das Personal nach Verhältniß steigern wird.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/117&oldid=- (Version vom 9.3.2019)