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Eine Viertelstunde von der Stadt Frankenberg, drei Viertelstunden von dem Bahnhof Ober-Lichtenau liegt an dem Ufer der Zschopau das kleine Dorf Gunnersdorf, welches man fast als Frankenbergs Vorstadt betrachten kann. Hier sieht man dicht an der Zschopau ein ansehnliches Gebäude emporragen, die


amerikanische Mühle und Baumwollenspinnerei von C. Bunge.


Dieses Etablissement besitzt

ein Hauptgebäude, in dessen umfänglichen Räumen die Baumwollenspinnerei, Müllerei und Bäckerei betrieben wird, und außerdem noch die Wohnung des Herrn Besitzers, sowie das Comptoir der Spinnerei enthält;
zwei Nebengebäude, die zu Vorrathsräumen, Böden und Stallung benutzt werden.

An diese Gebäude schließen sich ein Garten und ein Wiesengrundstück.

Die Müllerei hat sechs amerikanische Mahlgänge in Betrieb und wird, so wie die Brodbäckerei, von dem Besitzer Herrn Carl Bunge auf eigene Rechnung betrieben. Es werden hier alle gangbaren Sorten Mehl und feines Roggenbrod fabricirt, welches seine Consumenten in der stark bevölkerten Umgegend findet.

Die Baumwollenspinnerei ist von dem Herrn Besitzer seit 1847 an die Herren Gebrüder Lechla in Hainichen verpachtet und es hat dieselbe 4500 Spindeln im Betrieb, welche zwanziger, dreißiger und vierziger Baumwollengarne liefern, die ihren Absatz theils im Inlande, theils im Zollverein finden.

Das von der Spinnerei beschäftigte Personal besteht aus einem Buchhalter, einem Spinnmeister, einem Garnpacker, einem Maschinisten und hundert Fabrikarbeitern.

Die Müllerei wie die Spinnerei werden durch Wasserkraft, welche fünfzig Pferdekraft ausübt, betrieben. Doch ist noch im Ueberfluß Wasserkraft vorhanden, und auch diese hat in Aussicht, nächstens zum vergrößerten und vortheilhafteren Betrieb der Spinnerei verwendet zu werden.

Es kennzeichnet sich dieses Etablissement besonders dadurch, daß in einem Gebäude von – im Verhältniß zu anderen Spinnereien – nur mittler Größe, doch gegen 5000 gangbare Spindeln sich befinden und noch weit mehr in Betrieb sein könnten, da sechs amerikanische Mahlgänge arbeiten, eine ziemlich bedeutende Bäckerei sich hier befindet, und das Gebäude außerdem zur eben so bequemen als angenehmen Wohnung des Herrn Besitzers dient.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/118&oldid=- (Version vom 6.1.2019)