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Die Thodesche Papierfabrik in Hainsberg.


Der unerschöpfliche Steinkohlenreichthum des plauenschen Grundes bei Dresden und seiner Umgebungen veranlaßte in der Nähe der Werke die Gründung einer Anzahl industrieller Etablissements, welche zu ihrem Betriebe der Steinkohlen bedürfen, die sie nun in nächster Nähe ohne durch den von dem Transport verursachten Aufwand an Zeit und Kosten beziehen können; dabei haben diese Etablissements auch noch den Vortheil stets vorhandener bedeutender Wasserkraft und endlich den der leichten Verbindung nach allen Richtungen durch Vermittelung der den plauenschen Grund durchschneidenden Albertsbahn.

In Hainsberg, einem kleinen, freundlichen, zwischen waldigen oder mit Pflanzungen bedeckten Höhen gelegenen Dorfe, von Dresden zwei Stunden, von Tharand drei Viertelstunden entfernt, liegt an dem Ufer der Weiseritz und an der von Dresden nach Tharand und Freiberg führenden Straße der großartige Gebäudecomplex der berühmten Thodeschen Papierfabrik, welcher mit der Albertsbahn – die in Hainsberg einen Haltepunkt hat – durch einen eigenen Schienenweg verbunden ist.

Dieses Etablissement wurde im Jahre 1842 von dem Herrn Gerhard Friedrich Thode und Herrn Michael gegründet und es bestanden seine Einrichtungen damals aus einer Papiermaschine, vier Stoffmühlen, einem Wasserrad und einem Dampfkessel zu acht Pferdekraft, und die Jahresproduktion belief sich auf 1540 Centner, sächsisches Gewicht, Papier. 1844 übernahm Herr Edmund Thode, der sich während eines mehrjährigen Aufenthalts in England die gründlichste technische Ausbildung in der Papierfabrikation in ihrem ganzen Umfange verschafft hatte, die technische, und Herr Robert Thode die merkantilische Leitung der Fabrik, und nun ging, unter energischer Ueberwindung so mancher Widerwärtigkeiten, das Streben der Gebrüder Thode unausgesetzt auf Verbesserungen und Vergrößerungen der Fabrik hin. Dieses Streben war auch von dem glänzendsten Erfolge gekrönt, denn das Etablissement erlangte eine Ausdehnung wie nur wenige in Deutschland, und konnte sich in Bezug auf seine Leistungen den renommirtesten Fabriken kühn zur Seite stellen. Die technischen Erfahrungen des Herrn Edmund Thode, die kaufmännischen Talente des Herrn Robert Thode, ihre Energie, ihr entschlossenes, einsichtsvolles Handeln bewirkten dieses schöne Resultat.

In diesem glänzenden Zustande überließen im Jahre 1856 die Herren Gebrüder Thode ihr Etablissement käuflich einer Aktiengesellschaft, der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt zu Leipzig, verblieben aber auf den Wunsch der Gesellschaft in ihren bisherigen Stellungen. Große Erweiterungen wurden nun projectirt und diese schritten mit derselben Solidität und Berücksichtigung der neusten Verbesserungen, wie früher, unter der speciellen Leitung des Hrn. Edmund Thode rüstig vorwärts. Der ebenso schwierige als großartige Bau des sogenannten neuen Werkes wurde begonnen und binnen Jahresfrist vollendet, so daß nun das gesammte Werk zu den umfangreichsten und productionsfähigsten Deutschlands, vielleicht sogar des Kontinents gehört. In Deutschland existirt bis jetzt kein größeres Werk dieser Branche.

Im Jahre 1858 – wo das neue Werk noch nicht im Betriebe war – produzirte die Fabrik mit der Einrichtung von 30 Stoffmühlen, 6 Waschmühlen, 2 Papiermaschinen von 70 Zoll englisch Siebbreite, 3 Haderschneidern, 3 sphärischen Kochapparaten, 2 Centrifugal-Entwässerern, 8 Wasserpumpen, 2 Satinirmaschinen, 8 Dampfkesseln, 4 Turbinen, 2 Tangentialrädern, 1 gewöhnlichen Wasserrade (zusammen etwa 150 Pferdekraft) und 4 Dampfmaschinen von zusammen 130 Pferdekraft, welche je nach Umständen und Bedürfniß, allein oder alle mit einander verkuppelt zum Betriebe benutzt werden können, und mit 550 Arbeitern, 3,052,298 Pfund, sächsisches Gewicht, Papier, im Werthe von 416,690 Thlrn. 13 Ngr. 1 Pf.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/128&oldid=- (Version vom 9.3.2019)