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Die großartige neue Anlage, welche das Aktienkapital von 600,000 Thalern zur vollendeten Benutzung gebracht hat, besteht aus: 1 Donkinschen Papiermaschine von 82 Zoll englisch Siebbreite (nach Urtheil von Sachkennern „die schönste, welche sie je gesehen haben“), 1 Patent-Centrifugal-Ganzstoffmühle, 8 Halbstoffmühlen, 4 Bleichmühlen, 2 Dampfmaschinen von 120 Pferdekraft, 2 großen Dampfkesseln, 2 sphärischen Kochapparaten, 2 Haderschneidern, 4 Pumpen und sonstigen Einrichtungen.

Die außerordentliche Production der Thodeschen Papierfabrik hat, und auch nicht ohne Grund, die allgemeinste Verwunderung erregt und darum manche divergirende Beurtheilung erfahren. In der That können solche Leistungen nur durch die vollkommenste Geschäftsorganisation, eine vorzügliche Leitung, die größte Ordnung und Disciplin unter den Arbeitern, strengste Ueberwachung aller einzelnen Funktionen und die sorgfältigste Instandhaltung aller Maschinen, wie dies Alles in dieser Fabrik zu finden ist, erzielt werden. Wie hoch die Leistungsfähigkeit guter Maschinen aber gesteigert werden kann, davon mag das Beispiel Zeugniß geben, daß einmal an einem Tage (oder 24 Arbeitsstunden) unter Einwirkung aller günstigen Umstände auf der einen Maschine 6200 Zollpfund feines Druckpapier (wobei auch noch ein Sieb eingezogen wurde) und auf der zweiten Maschine 5500 Zollpfund Conzept-Schreibpapier (geringere Sorten werden nicht erzeugt) gearbeitet worden sind! So unglaublich dieses Faktum auch erscheint – sagt das Centralblatt für Papierfabrikation, dem wir diese Mittheilung entnehmen – so vollkommen können wir dennoch dessen Wahrheit verbürgen.

Das Geschäftsjahr 1858 ergab eine Dividende von 11%, exclusive des extra zum Reservefond gelegten 1%, und überhaupt einen Bruttogewinn von 20%, ein Resultat, das bei den so bedeutenden Kosten des Brennmaterials für Dampfkraft, bei dem nöthigen Aufwand für den Geschäftsbetrieb der Fabrik und des Comptoirs und bei der großen Ausbreitung des Papierabsatzes gewiß ein sehr günstiges zu nennen ist.

Die Herren Edmund und Robert Thode traten nach fünfzehnjähriger Wirksamkeit am 1. April 1859 von der Leitung der Hainsberger Papierfabrik zurück; doch gingen ihre Kräfte, ihre reichen Kenntnisse deshalb nicht für das Etablissement verloren, indem sie ihre fernere Mitwirkung bei dem Verwaltungsrath zusicherten. – Dieses Ausscheiden hätte für das Unternehmen vielleicht nachtheilige, oder doch störende Folgen nach sich ziehen können, wenn nicht unter Verbleiben des gesammten sehr tüchtigen Beamtenpersonals, zwei Männer für die oberste Leitung gewählt worden wären, welche das ihnen geschenkte Vertrauen mit vollem Recht verdienen.

Als vollziehender Director für die Thodesche Papierfabrik zu Hainsberg wurde nun Herr Wilhelm Schollowetz ernannt, ein Mann von reicher Erfahrung, welcher in anderen bedeutenden Papierfabriken bereits ähnliche Stellen zur allgemeinen Zufriedenheit bekleidete, als dessen Stellvertreter wurde Herr Wilhelm Knoop gewählt und dieser mit der Leitung der kaufmännischen Geschäfte auf dem Comptoir zu Dresden beauftragt.

Als Vorsitzender des Verwaltungsraths der Fabrik fungirte zeither der Herr Finanzrath von Nostiz-Wallwitz, welcher aber aus dienstlichen Rücksichten Ende 1859 ausschied, worauf der Herr Consul H. E. v. Lengerke an dessen Stelle trat.

In der Fabrik sind gegenwärtig fortwährend über 600 Personen beschäftigt, welche Zahl sich in den Wintermonaten, wo Viele, die im Sommer bei dem Feldbau beschäftigt sind, hier Arbeit suchen, wohl auf 800 erstreckt.

Die Production kann man täglich im Durchschnitt auf 14,000 Pfund Papier annehmen, wozu ohngefähr 23,000 Pfund Hadern verbraucht werden.

Das hier erzeugte Papier ist in Hinsicht auf Güte ausgezeichnet und deshalb sehr gesucht. Auf sämmtlichen Ausstellungen, welche bisher von der Fabrik beschickt wurden, denen in Leipzig, Augsburg und Dresden, wurden ihre Erzeugnisse durch Preise ausgezeichnet.

Der kaufmännische Theil der Fabrik wird von dem Comptoir in Dresden aus geleitet.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/131&oldid=- (Version vom 9.3.2019)