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die Grubenschienenfabrikation und
der Maschinenbau, besonders von Mühlwerken, gangbaren Zeugen, landwirthschaftlichen Maschinen und Hilfsmaschinen.

Die Gußwaaren und Grubenbahnschienen sind die Haupterzeugnisse und zugleich die gangbarsten Artikel des Etablissements. Die Gußwaaren finden ihren Hauptabsatz zum größten Theil in Sachsen, sowie in den angrenzenden Staaten, die Grubenschienen aber theils im Inlande, theils nach Preußen.

Diese Erzeugnisse des Hüttenwerkes befanden sich bisher nur auf den Industrieausstellungen in Dresden und erhielten daselbst mehrere Male Medaillen.

An Maschinen besitzt das Eisenhüttenwerk Schönheide

eine Gebläsemaschine für den Hohofen, bestehend aus drei Cylindern, getrieben durch ein Wasserrad von 15 Pferdekraft,
ein Cuppen- und Schmiedeeisen-Walzwerkrad von 35 Pferdekraft, welches außer den Walzensträngen noch den Squizer und die Scheere bewegt,
ein Wasserrad von 10 Pferdekraft für die Maschinenbauwerkstatt, zugleich das Eisensteinpochwerk treibend,
ein Wasserrad von 5 Pferdekraft für das Schlackenpochwerk und die Circularsäge, und
ein Gichtaufzugsrad mit 4 Pferdekraft.

Das Werk beschäftigt 4 Comptoiristen, 5 Maschinisten und Aufseher, 1 Zeichner, 85 Fabrikarbeiter, 5 Mann beim Bauwesen und 10 bis 12 Tagelöhner. Bei dem Eisensteinbergbau sind 5 Grubensteiger angestellt und 80 bis 100 Bergleute in Arbeit. Die Köhlerei zählt 23 Köhler, wozu im Winter noch 40 bis 50 Holzführer kommen. Direkt und indirekt beschäftigt dieses Hüttenwerk im Ganzen 350 bis 400 Personen.

Im Lohne des Hüttenwerkes gehen täglich durchschnittlich 40 bis 44 Pferde zur Anfuhre der Materialien an Steinkohlen, Holzkohlen, Eisenerzen, Kalksteinen, Baumaterialien u. s. w., sowie zur Abfuhre der Produkte nach den nächsten Bahnhöfen in Wiesenburg und Reichenbach.

Die Direktion des Hüttenwerks Schönheide (sowie auch des Hüttenwerks Wildenthal) sowie die Procura, führt Herr Hugo Edler von Querfurth.

Das Eisenhüttenwerk Schönheide wurde durch den Hammermeister Pussius im Jahre 1654 gegründet, und seit dieser Zeit ist das Werk noch nie zum Stillstand gekommen, außer auf ganz kurze durch außerordentliche Calamitäten bedingte Zeiten. Ende des siebzehnten Jahrhunderts ging das Werk in Besitz des Amtmanns zu Schwarzenberg, Christian Kreß, über, welcher aber das Unglück hatte, daß ihm 1703 sämmtliche Gebäude des Hüttenwerkes abbrannten. Die späteren Besitzer suchten das Werk nach Möglichkeit zu heben und zu dem, was es nachher auch wirklich wurde, zu machen, zu dem schönsten des oberen Erzgebirges. So war der hiesige thurmartige Hohofen der erste dieser Art im Gebirge. Vorzüglich viel geschah für das Werk, als es aus den Händen des Hammerherrn Rauh in Besitz des Dresdner Handlungshauses Maukisch und Rosenbaum überging. Diese neuen Besitzer legten ein Walzwerk nach englischer Methode an, bauten 1819 das große Kastengebläse, suchten die Einrichtungen auf alle Weise zu vervollkommnen und den Betrieb zu erweitern; auch erwarben sie dem Gute Schriftsäßigkeit und Landtagsfähigkeit. Aber es geschah des Guten wohl zu viel auf einmal, denn dieses Haus wurde fallit, und dadurch entstand ein bedeutender Rückgang im Betrieb, es wurde unter Anderm das Walzwerk nach Wittigsthal verkauft.

Nun erstand das Werk der Rittmeister Karl Edler von Querfurth, dessen schöpferischer Hand es seinen jetzigen hohen Standpunkt unter den Eisenhüttenwerken Sachsens vornehmlich verdankt, es wurde das Walzwerk neu angeschafft, und die Gießerei nach Möglichkeit vervollkommnet. In seinem Streben wurde der neue Besitzer durch die fachtüchtige Thätigkeit seines damaligen Faktors, Herrn A. Schildbach, gegenwärtig Oberhüttenmeister in Königin-Marienhütte, unterstützt, welcher auf dem Werke

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/138&oldid=- (Version vom 12.5.2019)