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Bierbrauerei ist übrigens der älteste der jetzt bestehenden Industriezweige Leipzigs, da sie schon 1379 als allgemeiner städtischer Nahrungszweig auch hier aufgeführt wird, und berühmt war einst durch ganz Deutschland das „Rastrum“, welches beliebte Stadtbier hier 1580 zum ersten Mal gebraut wurde.

Blumen- und Modewaaren sind heute so wichtige und viel begehrte Artikel, daß man längst auf deren fabrikmäßige Darstellung gedacht hat. Leipzig hat dreiundzwanzig solche Fabriken, von denen einige bis gegen zweihundert Arbeiterinnen zählen. Künstliche Blumen sind die Hauptartikel, aber außerdem wird noch verschiedener anderer Damenputz gefertigt, in der Regel nach pariser Modellen, da die meisten der Besitzer oder Besitzerinnen dieser Etablissements das Jahr einige Mal nach Paris reisen, um die neuesten Moden in Modellen einzukaufen. Die Messen vermitteln dann den Absatz. Als die bedeutendsten Firmen werden Ehrhardt und Grimme und Friedrich Reichardt Nachfolger bezeichnet.

Brückenwagen werden von sechs Fabriken geliefert. Heinrich Bernhard Heß besitzt das umfänglichste Etablissement dieser Branche und liefert dasselbe auch Nähmaschinen, die hier mit mancher Verbesserung versehen wurden.

Unter den sieben Fabriken von Bruchbandagen mit ihren Nebenbranchen hat sich die von Johann Reichel eine hervorragende Stelle erworben durch ihre meisterhaften und oft höchst genialen Leistungen; besonders empfehlen sich seine orthopädischen Instrumente, welche bei verschiedenen Industrieausstellungen den ersten Preis davon trugen.

Die Fabrikate der Buchbinderleinenfabrik, Appreturanstalt und Dampffärberei von Schulze und Niemann, halten den Vergleich mit den besten englischen Buchbinderleinen aus und sind dabei bedeutend billiger. Die Fabrik befindet sich in Eutritzsch.

Daß bei einem Platz, welcher circa einhundert und sechzig Buch- und Musikalien-Handlungen hat, und von dem sämmtliche deutsche Buchhandlungen ihren Bedarf ziehen, auch die Zahl der Buchdruckereien sehr bedeutend sein muß, ist natürlich, und Leipzig hat nicht weniger als neununddreißig Offizinen. Fast alle diese Etablissements arbeiten mit Schnellpressen und die größten Etablissements, wie F. A. Brockhaus (fand bereits ausführliche Besprechung), B. G. Teubner, J. F. Klöber, Otto Wigand, und Bernhard Tauchnitz betreiben ihre Schnellpressen mit Dampfkraft. – Das Geschäft von Brockhaus ist in seiner Vielseitigkeit bereits hinlänglich geschildert. A. Edelmann vereinigt die Druckerei ebenfalls mit Buchhandlung. Giesecke und Devrient, ein jüngeres Etablissement, welches sich durch seine geschmackvollen Arbeiten auszeichnet, besitzt noch Kupfer- und Stahlstich-Atelier, Lithographie- und Präg-Anstalt, und Luxuspapierfabrik. Breitkopf und Härtel haben mit Buch- und Musikalienhandlung eine Stereotypengießerei, Lithographie und Pianofortemagazin etc.; J. B. Hirschfeld eine lithographische und eine Präganstalt verbunden. A. H. Payne (Englische Kunstanstalt) besitzt neben Buch- und Kunsthandlung, Stahl- und Kupferstecherei nebst den dazu nöthigen Druckereien, lithographische Anstalt und geographisches Bureau. Philipp Reclam, C. Tauchnitz und B. Tauchnitz haben neben dem Buchhandel auch Stereotypengießereien.

Buch- und Steindruckfarbenfabrikanten existiren vier, und dieselben arbeiten zum Theil mit Dampfkraft, z. B. A. Jagodzinsky.

Chemisch-technische Fabriken existiren zwölf, von denen unter andern E. Krimmelbein, Würtz und Pommier, Karl Erdmann, Dr. Heine, Sachse und Co., und Büttner genannt werden; A. M. Bucher fertigt unter Anderem die bekannten Feuerlöschdosen.

Von den sieben Chocoladenfabriken besitzen die von W. Felsche u. C. H. Gaudig – letzterer arbeitet mit Dampfkraft – den größten Umfang und sind ihre Produkte berühmt.

Cigarren- und Tabakfabriken sind, wie bei dem „Zeitalter der Cigarre“ leicht erklärlich, überaus zahlreich vertreten, denn man zählt deren nicht weniger als achtunddreißig, von denen nur fünf sich ausschließlich mit Fabrikation von Rauchtabak beschäftigen. Einige Tausend Arbeiter und Arbeiterinnen

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/161&oldid=- (Version vom 11.5.2019)