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Ort, denn hier stand die von Heinrich dem Finkler erbaute Grenzfestung Cirin (Czirin, Zirin, Czeron u.s.w.), welche in Verbindung mit Meißen den Einfällen der Böhmen und der noch freien Sorben einen Damm entgegensetzen, die unterworfenen sorbischen Landschaften aber im Zaum halten sollte. 1003 gewannen die Polen unter Boleslaw die Burg, setzten sich daselbst fest und verheerten von hier aus den Gau Glomaci (um das heutige Lommatzsch) schrecklich. Später war Zehren der Sitz eines schon vor dreihundert Jahren ausgestorbenen Adelsgeschlechts. Jetzt kennt man die Stätte nicht mehr, wo die mächtige Burg stand, keine Spur ist mehr vorhanden, wohl aber sieht man noch schwache Reste von sorbischen Rundwällen und auch die hochgelegene Kirche ist auf einen solchen gegründet.

In einem kleinen, romantischen, von dem Katzerbach durchflossenen Seitenthal liegt das erwähnte Etablissement des Herrn R. Bartcky, welches an Gebäude besitzt:

ein Wohnhaus mit eingebauten Fabrikräumen;
ein Dampfschneidemühlgebäude mit Maschinen und Kesselhaus;
eine Wasserschneidemühle mit Rahmenleistenfabrik;
ein Seitengebäude und Scheune zu landwirthschaftlichen Zwecken.

Es befindet sich dabei vollständige Landwirthschaft mit Feldern, Gärten und Wiesen.

Die Haupterzeugnisse des Etablissements in Zehren sind:

Bretter;
Rahmenleisten zur Vergoldung, und
Kisten in allen Größen.

Das Etablissement in Cölln empfängt dann die in Zehren gefertigten Rohleisten und richtet dieselben zum Verbrauch als Spiegel- oder Bilderrahmen und Tapetenleisten her.

Die Versendung der fertigen Goldleisten erstreckt sich nicht nur über ganz Deutschland, sondern auch über dessen Grenzen hinaus.

Das Etablissement besitzt eine Dampfmaschine von fünfzehn Pferdekraft, sowie eine zwölf Pferdekraft ausübende Wasserkraft. Diese zusammen bewegen mehrere Brettsägen, zwei Kreissägen, zwei Fournirsägen und sechs Goldleistenmaschinen.

In Zehren sind fortwährend zwanzig Arbeiter beschäftigt, in Cölln aber ungleich mehr.

Dieses Etablissement befand sich bis jetzt in der Nothwendigkeit einer steten Erweiterung, und es verdankt dieses rasche Emporblühen lediglich der Güte seiner Erzeugnisse, welche in geschmackvoller Form, Güte und Dauerhaftigkeit der Vergoldung, die Vergleichung mit den Produkten der renommirtesten Etablissements des Auslandes nicht zu scheuen brauchen.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/181&oldid=- (Version vom 11.5.2019)