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71) „St. Georg“ und 72) „Kaisers“ Zug, an der Zschopau bei Schönborn, beides Seifenwerke, erstens 1578, letzteres 1594 angelegt;
73) „Münzers“ Zeche, und 74) „Rothings“ Zeche bei Biensdorf, in den Jahren 1604 und 1612 erschürft;
75) „Christina“ bei Falkenhain, 1620 angelegt;
76) „goldenes Lamm“ und 77) „wunderbar Leiden“ zu Rößchen, erschürft 1635 und 1636;
78) „Heinrich“ zu Mitweida, vor dem rochlitzer Thore, angelegt 1637;
79) „Augustus“ und 80) „Ritter“ zu Frankenau, aus den Jahren 1638 und 1640;
81) der „Treppenhauer“ oder „Trappenauer“ bei Sachsenburg, das Gegentrum des Heereszuges.

Schmelzhütten standen damals am merzdorfer Bache, am schönbörner Bleibache, dem seifersbacher Schmiedebache, zu Krumbach, Neudörfchen, Kokisch, Lauenhain, Falkenhain, Ringethal, Rößchen und am lauenhainer Vogelheerde; zu Neudörfchen befand sich ein Eisen- und Kupferhammer. Gold wurde bei Seifersbach, Ehrenbach, Kriebstein und auch bei Weisa geseift.

Bei diesem bedeutenden Umfange des Bergbaues waren natürlich auch die dabei verwendeten Arbeitskräfte sehr ansehnlich. Nach den vorliegenden Nachrichten bestand im sechszehnten Jahrhundert die mitwaidaer Bergknappschaft aus 164 Rottmeistern, 164 Rabischaufsehern (Steigern) und 5248 Knappen.

Dieser in so großartigem Maßstabe betriebene Bergbau der mitweidaer Gegend verfiel aber im Lauf der Jahre immer mehr. Das Aufblühen des freiberger und später des annaberger und schneeberger Bergbaus, wo die Ausbeute weit ergiebiger war, ja, zu Zeiten fast ins fabelhafte stieg, während hier das Erz in Abnahme begriffen war, veranlaßte eine Menge Knappen, sich nach jenen Revieren zu wenden; dazu kamen wilde Wasser, welche man bei den damaligen mangelhaften Hilfsmaschinen nicht zu bewältigen vermochte, Uneinigkeiten in den Gewerken, Kriege, welche die Gegend zu entvölkern drohten, wie die Einfälle der Hussiten und zuletzt der dreißigjährige Krieg, welcher recht eigentlich dem hiesigen Bergbau den Todesstoß versetzte. Am verderblichsten waren die Jahre 1286, 1315, 1424, 1551, 1624 und 1632 für das Bergwesen.

Nun verlor zwar die Regierung diesen Gegenstand nicht so ganz aus den Augen, und an Versuchen, den Bergbau wieder in Aufnahme zu bringen, fehlte es nicht, 1759 ließ auch das Oberbergamt auf Veranlassung der Regierung eine Generalbefahrung der hiesigen Gegend vornehmen, wo man genug Beweise erhielt, daß hier einst der Bergbau stark betrieben war, allein das Resultat dieser Untersuchung mochte nicht genügend erscheinen, denn es erfolgte nichts darauf und von allen den ehemaligen zahlreichen Gruben wurden nur noch einige bei Biensdorf und Sachsenburg bis in das neunzehnte Jahrhundert schwach betrieben, lohnten aber so wenig, daß sie nach und nach eingingen.

Als Denkzeichen der ehemaligen unterirdischen Arbeiten blieben in der Umgegend Mitweidas nur Halden und Pingen übrig, wie bei Lauenhain, Falkenhain, Weinsdorf, Neudörfchen, Krumbach, Schönborn, Sachsenburg und Biensdorf; bei Biensdorf befindet sich noch eine Pinge von mehr als zehn Ellen Tiefe und einen halben Scheffel Landes einnehmend. Außerdem sieht man noch bei Neudörfchen am rechten Zschopauufer Spuren von zwei hier ausgehenden Stollen.

Erst in neuester Zeit wurde der Bergbau auf Erze bei Schönborn wieder aufgenommen, und lebhafter betrieben.

Ein Theil der Einwohner Mitweidas wendete sich der Weberei von Linnenzeugen zu und dieselbe blühte schon im dreizehnten Jahrhundert, vorzüglich aber hob sie sich, als der Bergbau zu sinken begann. Besonders wurden sogenannte Bleichwaaren gefertigt und dieses rief die Anlage bedeutender Bleichen hervor. Mitweida galt nun für einen der gewerbreichsten Oerter der sächsischen Lande. Urkunden vom Jahre 1356 sprechen bereits von Bleichen- und Bleichenrichtern, nach welchen unter Andern Nikolaus Monhaupt, Münzmeister in Freiberg, eine Bleiche mit Verbietungsrecht erhielt.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/202&oldid=- (Version vom 11.5.2019)